Rassistische Beschimpfung aus der Fankurve

Beleidigungen für Verantwortliche des Chemnitzer FC / Aufsteiger kündigt rechtliche Schritte an

  • Nikolaj Stobbe
  • Lesedauer: 3 Min.

Chemnitz. Nächster Rassismus-Eklat beim Chemnitzer FC: Nach dem 2:2 des Fußball-Drittligisten am Samstag bei Bayern München II verzichtete die Mannschaft auf den üblichen Gang zur Fankurve. Grund dafür seien rassistische und antisemitische Beleidigungen von den eigenen Fans gewesen, teilte der Klub mit und bezeichnete die Äußerungen als »widerlich«.

»Bedrohungen und Aussagen, wie 'Thomas Sobotzik, du Judensau' oder 'Daniel Frahn ist wenigstens kein Neger' dürfen in unserer Gesellschaft keine Akzeptanz haben«, schrieb der Verein nach dem Spiel in einer offiziellen Erklärung. Zudem kündigte der Aufsteiger rechtliche Schritte an. »Da geht es um Anzeigen und mögliche Stadion-Verbote«, erklärte Klub-Sprecher Steffen Wunderlich am Sonntag.

Der DFB kündigte Ermittlungen an. »Dinge dieser Art sind widerlich und haben auf dem Fußballplatz nichts verloren«, teilte Wolfgang Zieher, der für die 3. Liga zuständige stellvertretende Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, mit.

Sobotzik, sportlicher Leiter beim CFC, kämpft seit Monaten gegen die rassistischen Kräfte im Verein an und macht sich damit nicht nur Freunde. Der frühere Bundesliga-Profi verantwortete auch, dass dem ehemaligen Kapitän Daniel Frahn am 5. August wegen zu großer Nähe zur extrem rechten Szene gekündigt worden war.

Frahn hatte sich beim Auswärtsspiel in Halle im Gästeblock mit entsprechenden Gruppierungen aufgehalten. Der Torschützen-König der Vorsaison bestreitet die Vorwürfe und hat gegen seine fristlose Kündigung beim Chemnitzer Arbeitsgericht mittlerweile Klage eingereicht.

Nach den Vorfällen am Samstag in München wollten nicht alle mitgereisten Fans die wüsten Beschimpfungen aus der Fankurve bestätigen. So sagte Markus Müller, Sprecher der Fanszene e.V., dem »mdr«, er habe derlei Rufe nicht gehört. »Mittlerweile habe ich mit mehreren Fans gesprochen, die haben mir versichert, dass es solche Rufe und Beleidigungen nicht gegeben hat«, betonte Müller.

»Wir haben die Äußerungen aber klar und deutlich gehört«, blieb Wunderlich bei der Darstellung des Vereins. Sprecher und Sportdirektor müssen sich mittlerweile vom eigenen Anhang auch vorwerfen lassen, sie wollten ihren Aussagen CFC-Fans diffamieren. »Wir wissen, dass wir einen langen Atem brauchen«, sagte Wunderlich.

Wie der mdr am Sonntag auch berichtete, habe es im Stadion der Chemnitzer seit dem Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg am 16. August Sachbeschädigungen und Anzeichen von Vandalismus gegeben. So seien auf der Herrentoilette Graffitis mit heftigen Drohungen gegen Vertreter der Klubspitze entdeckt worden.

Wenig Unterstützung erfährt der Verein in der schwierigen Phase von den lokalen Politikern. Es gab zuletzt nur selten klare Statements vonseiten der Kommunalpolitik. Offenbar, so wird im Klub vermutet, will sich kein Politiker eine Woche vor den Landtagswahlen in Sachsen zu weit aus dem Fenster lehnen.

Wenig zu hören war bislang auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Zwar gibt es hinter den Kulissen Gespräche mit dem Verein, doch der erneute Fall vom Wochenende hat gezeigt, dass die Himmelblauen auf ihrer schwierigen Mission vom organisierten Fußball noch deutlich mehr Unterstützung gebrauchen könnten. SID/nd

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