Mit Ach und Krach zum zweiten Sieg

Die deutschen Volleyballerinnen haben bei der Europameisterschaft noch nicht zu ihrem Spiel gefunden

  • Lesedauer: 3 Min.

Bratislava. Wieder und wieder zappelte der Ball im entscheidenden Moment im Netz. Vier Aufschlagfehler beim Satzball, egal wer an die Linie trat, die Nerven spielten einfach nicht mit. »So können wir hier nicht auftreten, wenn wir hier wirklich was reißen wollen«, sagte Denise Hanke nach dem schwer erkämpften 3:1 (15:25, 25:19, 31:29, 25:18) der deutschen Volleyballerinnen gegen die Spanierinnen. Insgesamt vergeigte das Team von Bundestrainer Felix Koslowski im zweiten Gruppenspiel der Europameisterschaft am Sonnabend in Bratislava gleich 18 Aufschläge und schenkte den Spanierinnen durch eigene Fehler 35 Punkte. Im vorentscheidenden dritten Durchgang hatten Hanke und Co. großes Glück, dass die Spanierinnen die Steilvorlage zum 2:1 nicht nutzen konnten.

Schon beim 3:0-Auftakterfolg gegen die Schweizerinnen am Freitag hatte die 29-jährige Zuspielerin Hanke ihr eigenes Team als »zu passiv« empfunden. Gegen Spanien hatten die deutschen Volleyballerinnen weitaus mehr Mühe als erwartet und mussten einen 0:1-Satzrückstand drehen, um den zweiten Erfolg in der Vorrundengruppe D unter Dach und Fach zu bringen. »Wir haben sie vielleicht nicht unterschätzt«, sagte Jennifer Geerties, die mit 16 Punkten diesmal beste deutsche Punktesammlerin war. »Aber wir haben gedacht, es würde einfacher werden.«

Der spielfreie Sonntag gab dem Team des EM-Fünften von 2017 Zeit, zu einer anderen Einstellung zu finden und neue Kräfte zu sammeln. Denn am Montag können sich die Deutschen gegen den früheren Welt- und Europameister Russland, Favorit auf den Gruppensieg, so viele Fehler wie gegen die Spanierinnen nicht leisten. Gegen den Titelkandidaten muss sich das Team deutlich steigern, sonst droht eine bittere Klatsche. Die Chancen auf den dritten Sieg im dritten Spiel stehen sowieso nicht besonders gut. »Von zehn Spielen gewinnen die Russen 9,5-mal«, sagte Koslowski. »Wir müssen an diese halbe kleine Chance glauben. Das muss eigentlich ein Spiel sein, dass uns leichter fällt als die ersten beiden Spiele, wo wir aus einer Favoritenrolle spielen mussten.«

Gegen die körperlich überlegenen Russinnen kann sein Team befreit auftreten, Koslowski hofft dadurch auf einen Schub. »Wir haben uns durch emotional schwierige Situationen gekämpft, und das wird uns helfen«, sagte der 35-Jährige. Angreiferin Louisa Lippmann beschreibt den Matchplan gegen den Weltranglistenfünften so: »Da wir nicht alle über Nacht zehn Zentimeter wachsen, müssen wir unser Spiel spielen und konsequent sein, dann geht da vielleicht was.« Der Bundestrainer hatte schon vor Beginn der in vier Ländern ausgetragenen Titelkämpfe betont: »Wir gehören physisch nicht zur Spitze.«

Als Zwischenstation hatte Christian Dünnes, Sportdirektor des Deutschen Volleyball-Verbandes den zweiten Tabellenplatz in der Gruppe ausgegeben, aber auch einen Sieg als »nicht unmöglich« bezeichnet. Die besten vier Teams aus jeder der vier Sechsergruppen ziehen bei dieser erstmals mit 24 Nationen besetzten kontinentalen Endrunde ins Achtelfinale ein. Der Einzug ins Viertelfinale gilt für die deutschen Volleyballerinnen als Pflichtaufgabe.

Nach dem Showdown gegen den Rekordeuropameister aus Russland warten in der Gruppe D in Bratislava am Dienstag die Gastgeberinnen aus der Slowakei und einen Tag später das Team aus Belarus auf die Deutschen. Sollten die Deutschen den anvisierten zweiten Platz hinter den Russinnen erreichen, ginge es in der Runde der letzten 32 gegen den Dritten der Gruppe B. Agenturen/nd

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