+++ Straßenblockaden in Hamburg und Berlin +++

Globaler Klimastreik: 270.000 protestieren in Berlin / Heftige Kritik am Klimaschutzpaket der Bundesregierung / Deutschlandweit 500 Aktionen und Demonstrationen / Proteste in 2600 Städten in fast 160 Staaten

  • Lesedauer: 15 Min.

Update 18:52 Uhr: Blockaden in Hamburg und Berlin
Wie angekündigt, ist es am Abend in Berlin und Hamburg zu mehreren Blockaden durch Klimaschutzaktivist*innen gekommen. In der Haupstadt blockieren laut unserer nd-Kollegin vor Ort bis zu 1000 Menschen die Mehringbrücke am Halleschen Tor in Kreuzberg.

In Hamburg wurden am Abend von Aktivist*innen sowohl die Lombards- als auch die Kennedybrücke besetzt. Ebenso gab es eine Blockade am Dammtor, die allerdings nur etwa eine Viertelstunde andauerte.

Update 18:05 Uhr: Licht am schwarzen Freitag
Die lächerlich niedrige CO2-Bepreisung, der verweigerte Abbau klimaschädlicher Subventionen und und und - es ist klar, dass das selbst gesetzte Emissionsminderungsziel bis 2030 nicht annähernd geschafft wird, kommentiert Kurt Stenger das Klimaschutzpaket der Bundesregierung.

Update 17:08 Uhr: Proteste auch in Frankreich
Tausende Demonstranten, darunter viele Kinder und Jugendliche, haben in Frankreich mehr Anstrengungen für den Klimaschutz gefordert. In der Hauptstadt Paris versammelten sich am Freitag rund 9400 junge Demonstranten in den Straßen, wie der Nachrichtensender Franceinfo unter Berufung auf das Forschungs- und Beratungsunternehmen Occurrence, das die Teilnehmer zählte, berichtete.

Sie marschierten unter anderem im 12. Arrondissement im Osten der Stadt vom Place de la Nation, einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Metropole, in Richtung Seine. Offizielle Angaben zur Teilnehmerzahl gab es zunächst nicht. Auch in anderen französischen Städten gab es Aktionen und Demonstrationen für Fridays for Future.

Update 16:42 Uhr: Was mehr werden muss
Klimaschutz ist mit stetigem Wirtschaftswachstum vereinbar, sagen die einen. Der Wachstumszwang macht Klimaschutz unmöglich, sagen die anderen. Doch gibt es überhaupt einen Wachstumszwang - und worin besteht er? Stephan Kaufmann macht einen Klärungsversuch.

Update 16:18 Uhr: 1,4 Millionen Klima-Demonstranten
Nach Angaben der »Fridays for Future«-Bewegung sind am Freitag in ganz Deutschland 1,4 Millionen Menschen für einen besseren Klimaschutz auf die Straße gegangen. Wie die Organisatoren auf Twitter mitteilten, beteiligten sich allein in Berlin 270.000 Menschen an den Protesten.

Update 15:25 Uhr: Klimaproteste in der Lausitz
In der Lausitz ist die Diskussion um den Klimawandel hitziger, viele Arbeitsplätze in der Region hängen an der Kohle. Umso erstaunlicher: In Finsterwalde Beteiligten sich über 300 Menschen am Klimastreik. Deutlich mehr als erwartet. Pfarrer Michael Wolf hatte die Demonstration angemeldet. Schon in der DDR hat er sich gegen die Abbaggerung von Dörfern eingesetzt. Als er von dem Klimastreik hörte, war er sofort bereit etwas zu organisieren. »Wenn du es nicht machst, macht es keiner«.

Die Sorge der Kohlekumpels nimmt er sehr ernst, wie er gegenüber »nd« sagt. Die Politik muss den Kohleausstieg sozial gestalten. Aber es dürfen auch keine Ängste befeuert werden, wie das die AfD tue. »Es stehen Veränderungen an. Das muss man den Leuten ehrlich sagen«. Auch in Cottbus und Senftenberg gab es Demonstrationen.

Die ganze Reportage »der erlegte Drache« von den Klimaprotesten in der Lausitz lesen Sie am Samstag in nd.diewoche.

Update 15:12 Uhr: 70.000 in Hamburg
Mindestens 70.000 Menschen sind am Freitag in Hamburg dem Aufruf zum globalen Klimastreik gefolgt. Diese Schätzung gab die Polizei am Nachmittag bekannt. Aufgerufen hatte Fridays For Future.

An dem kilometerlangen Demonstrationszug hinter dem Banner »#allefürsKlima« durch die Innenstadt beteiligten sich neben Schülern und Studenten auch viele ältere Menschen. Fridays for Future sprach sogar von deutlich mehr Teilnehmern als die Polizei. Ein Aktivist schätzte die Zahl in Hamburg auf 90.000 Menschen. Unterstützt werden sie von Gewerkschaften, Kirchen, Umweltverbänden, Menschenrechts- und Friedensorganisationen.

Update 15:01 Uhr: Und in Sachsen so?
In Sachsen starteten mittags in Dresden zwei Klima-Demos, die später gemeinsam in die Innenstadt ziehen sollten. Mehrere tausend Menschen nahmen teil. Diese Zahl gab die Polizei bekannt. Die Veranstalter Fridays for Future nannten im Internet die Zahl von etwa 13.000 Demonstranten. Auch in Chemnitz sei die geplante Demonstration losgezogen, so die Polizei. Zur Zahl der Teilnehmer lagen zunächst keine Informationen vor.

In Leipzig soll am Nachmittag zusätzlich zu einer Demonstration auch ein Konzert stattfinden. Fridays for Future hatte unter anderem Bodo Wartke und Sarah Lesch angekündigt. Auch in anderen sächsischen Städten wie Zwickau, Döbeln oder Grimma waren Aktionen geplant.

Update 14:44 Uhr: FFF kritisiert Maßnahmenpaket
Fridays for Future kritisiert das Klimapaket der Bundesregierung scharf: »Wenn man jahrelang nichts für den #Klimaschutz tut & dann nach massivem monatelangem Druck aus der Bevölkerung Maßnahmen diskutiert, die mit 1,5 Grad rein gar nichts zu tun haben, ist das kein 'Durchbruch', sondern ein Eklat«, twitterte der deutsche Ableger der internationalen Bewegung am Freitag nach Bekanntwerden erster Eckpunkte.

Die Pläne zur CO2-Bepreisung seien »ein Schlag ins Gesicht« aller, die am Freitag »zu Hunderttausenden« für einen besseren Klimaschutz in Deutschland auf die Straße gingen, hieß es in einem anderen Tweet. Die Pläne für den CO2-Preis seien zu kompliziert, würden zu spät greifen und seien außerdem zu niedrig, kritisierte die Organisation.

Die Bundesregierung hatte sich zuvor nach stundenlangen Verhandlungen auf ein Maßnahmenpaket zum Klimaschutz geeinigt.

Update 14:25 Uhr: Klimakabinett einigt sich
Für Klimaschützer dürften die Ergebnisse ernüchternd sein. Keine CO2-Steuer, Diesel und Benzin sollen um 3 Cent teurer werden. Ob Deutschland damit seine verbindlichen Klimaschutz-Ziele schafft?

Update 13:34 Uhr: Zahlen, Zahlen, Zahlen
Und noch ein paar Teilnehmerzahlen aus ganz Deutschland: Hunderte Menschen haben in Potsdam fürmehr Klimaschutz demonstriert. Um »zwei vor zwölf« versammelten sich viele Jugendliche, Familien und Erwachsene vor der Nikolaikirche am Alten Markt. Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) betonte bei der Auftaktkundgebung, das von der Bundesregierung für Freitag angekündigte Klimapaket sei ein Erfolg der Fridays-for-Future-Bewegung: »Das liegt nur daran, dass ihr genug Druck aufgebaut habt, um dem Druck der Lobby der Klimaverweigerer etwas entgegenzusetzen.« Insgesamt erwartete die Bewegung zu den etwa 20 Aktionen in ganz Brandenburg rund 6000 Teilnehmer.

Demonstranten von Fridays for Future aus Halle haben beim Klima-Protest ihren Lautsprecherwagen geschoben. Sie wollten auf den umweltschädlichen Verbrennungsmotor verzichten, erklärte ein Redner. Zum Auftakt kamen rund 2000 Menschen in die größte Stadt in Sachsen-Anhalt, wie die Polizei mitteilte.

»Unsere Demo platzt aus allen Nähten«, sagte ein Sprecher der Organisatoren am frühen Freitagmittag unmittelbar vor Beginn des Demonstrationszuges in Köln. Die Polizei erklärte, dass es »voll« sei und eine Hauptstraße gesperrt wurde. Dort wollten sich weitere Teilnehmer des Aktionstages aufstellen. Die Polizei schloss nicht aus, dass noch weitere Straßen gesperrt werden müssen. An einer S-Bahn-Unterführung ergriff die Polizei Maßnahmen, damit es nicht zu einem großen Gedränge kommt. »Es können alle bei der Demo mitlaufen«, stellte ein Sprecher der Kölner Polizei klar.

Nach Informationen von Fridays for Future wollen in NRW in rund 100 Städten Menschen auf die Straße gehen - auch viele Kleinstädte seien dabei. Bei der größten Demo in Köln rechneten die Veranstalter im Vorfeld mit 20.000 Teilnehmern, in Münster und Bonn wurden je 10.000 erwartet. In Münster gingen allerdings deutlich mehr als 20.000 Teilnehmer für das Klima auf die Straße. »Wir haben mehr als doppelt so viele mobilisieren könne wie erhofft«, sagte Sprecherin Sophia Kegel von Fridays for Future in Münster.

Nach einer Kundgebung am Vormittag setzte sich ein kilometerlanger Demo-Zug durch die Innenstadt in Gang. Die Teilnehmer forderten auch mit Musik und bunten Plakaten Maßnahmen für einen besseren Klimaschutz, wie Kegel berichtete. »Es ist eine bunte, sichtbar generationen-übergreifende Gruppe. Wir sind so viele, dass man es gar nicht überblicken kann.« Auch ein Sprecher der Polizei sagte am Mittag: »Ja klar, es sind mehr als 20.000, viel mehr.« In Essen versammelten sich laut Polizei »erheblich mehr als 5000 Teilnehmer«, wie ein Sprecher sagte. Angemeldet waren 600.

Update 13:08 Uhr: 45.000 Menschen in Hamburg
Mindestens 45.000 Menschen sind in Hamburg dem Aufruf zum globalen Klimastreik gefolgt. Diese Schätzung gab die Polizei am Mittag bekannt. Aufgerufen hatte Fridays For Future. Unterstützt werden sie von Gewerkschaften, Kirchen, Umweltverbänden, Menschenrechts- und Friedensorganisationen.

Update 12:42 Uhr: Zehntausende in Berlin
Zehntausende Menschen haben sich nach Veranstalterangaben rund um das Brandenburger Tor zur Demo für mehr Klimaschutz versammelt. Unter dem Motto »Alle fürs Klima« hatten verschiedene Initiativen zu der Aktion aufgerufen, darunter die Bewegung Fridays for Future. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zu Teilnehmerzahlen. Schon am Vormittag gab es in Berlin anlässlich des weltweiten Klimastreiks diverse kleinere Demonstrationen und andere Protestaktionen wie kurzzeitige Straßenblockaden.

Update 11:33 Uhr: Südafrika, Kenia, Mosamik sind auch dabei
Auch in zahlreichen afrikanischen Staaten sind am Freitag Tausende Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. In Südafrika hatte Greenpeace für den Mittag in der Hafenstadt Durban zum Klimastreik und zu einer Demonstration zum Rathaus aufgerufen.

In der kenianischen Hauptstadt Nairobi, Sitz des UN-Umweltprogramms, versammelten sich Augenzeugen zufolge am Freitagmorgen mehrere Hundert Menschen im zentralen Uhuru-Park, um an einem Protestzug zum Umweltministerium teilzunehmen. Sie fordern, dass die Regierung Pläne für den Bau eines Kohlekraftwerks aufgibt.

Schülerinnen und Schüler der deutschen Michael-Grzimek-Schule in Nairobi zogen mit Plakaten und Transparenten über die Straße zum benachbarten Gelände der Vereinten Nationen. »Der Klimawandel ist kein Traum. Wacht endlich auf!«, stand auf einem der Plakate.

Graça Machel, ehemalige First Lady Mosambiks, stellte die Wirtschaftspolitik ihres Landes infrage, weil sie auf die Ausbeutung fossiler Energieträger fixiert sei. Afrika wiederhole die Fehler der Industrieländer, obwohl der Kontinent so sehr unter den Folgen des Klimawandels zu leiden habe, kritisierte die Witwe von Nelson Mandela in einem Beitrag für das US-Magazin »Time«. In Mosambik im Südosten Afrikas nehmen Wetterextreme immer mehr zu. In diesem Jahr verwüsteten zwei Zyklone weite Landstriche.

Update 11:12 Uhr: Versicherungen rechnen mit steigenden Schäden
Deutsche Versicherungen warnen vor steigenden Schäden, sollte es nicht gelingen, die Erderwärmung zumindest zu begrenzen. »Überschwemmungen, Hagel und heftige Stürme werden zunehmen und viel höhere Schäden verursachen.« Der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV), Wolfgang Weiler, rief dazu auf, eine Erderwärmung um vier Grad zu verhindern, die Experten zufolge drohen könnte, wenn nicht weltweit massiv gegengesteuert wird. »Eine solche Vier-Grad-Welt wäre nicht mehr versicherbar«, sagte Weiler. Die Schäden durch Überschwemmungen oder Dürre würden dann so groß, dass sie weder über eine private Versicherung noch mit staatlichen Mitteln aufgefangen werden könnten.

Mit Blick auf die Beratungen der Bundesregierung über ein nationales Klimapaket mahnte Weiler: »Wer die hohen Kosten eines Klimapakets nennt, der darf die drohenden Kosten und verheerenden Folgen eines verändernden Weltklimas für jeden einzelnen nicht verschweigen.«

Im Pariser Klimaschutzabkommen hat sich die Staatengemeinschaft auf das Ziel verpflichtet, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad, mindestens aber auf unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dafür wären jedoch erhebliche zusätzliche Anstrengungen erforderlich.

Update 10:49 Uhr: »Saubere Autos sind ein dreckige Lüge«
Und noch drei Aktionen in Berlin: An der Kreuzung Holzmarkt/Alexanderstraße nahe der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte blockierten Aktivisten kurzzeitig eine große Kreuzung mit Absperrband - als die Polizei kurze Zeit später eintraf, war die Aktion schon wieder beendet. Auf einer Überführung über die Stadtautobahn 100 in Tempelhof brachten Umweltschützer kurzzeitig ein Banner an: »Saubere Autos sind ein dreckige Lüge«, stand darauf. Am Kottbusser Tor blockierten Fahrradfahrer den Kreisverkehr.

Update 10:35 Uhr: »Verkehrsblockaden und radikale Aktionen«
Die Interventionistische Linke (IL) hat für den heutigen Klimastreik in mehreren deutschen Städten »Verkehrsblockaden und radikale Aktionen« angekündigt. Proteste seien unter anderem in Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Göttingen, Frankfurt und Köln geplant, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag. »Am 20. September werden wir alle zusammenkommen, aus den unterschiedlichen sozialen und ökologischen Bewegungen. Denn die Klimakrise ist untrennbar verbunden mit den anderen großen Krisen, die der Kapitalismus hervorbringt, aber nicht im Sinne der Menschen lösen kann.«

Update 10:19 Uhr: »Rückkehr der Klimakanzlerin?«
Im Zuge der Demos zum globalen Klimastreik haben sich Klimaaktivisten auch direkt vor dem Kanzleramt in Berlin Gehör verschafft. Eine Gruppe von rund 30 bis 40 vor allem jungen Leuten rollte am Freitag vor dem Zaun des Kanzleramts ein großes Transparent aus, auf dem zu lesen war: »Rückkehr der Klimakanzlerin?« Sie skandierten unter anderem: »Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft raubt.« Im Kanzleramt tagten die Spitzen der Koalition in einer Marathonsitzung, um eine Einigung auf eine Strategie für mehr Klimaziele zu erreichen.

Update 10:05 Uhr: Fahrradkorso durch Berlin
Mit einem Fahrradkorso haben am Freitagmorgen in Berlin die Demonstrationen für mehr Klimaschutz begonnen. Rund 200 Aktivisten fuhren gegen 07.45 Uhr vom Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg in Richtung Innenstadt los. Zu dem Korso hatte unter anderem die Gruppe »Ende Gelände« aufgerufen, die einen sofortigen Kohleausstieg fordert.

Berlin. Von Albanien bis Uruguay, von Aalen bis Zweibrücken: Zum globalen Streik für mehr Klimaschutz an diesem Freitag erwartet die Bewegung Fridays for Future mehrere Hunderttausend Teilnehmer. Allein in Deutschland sind in Dutzenden Städten mehr als 500 Aktionen und Demonstrationen angemeldet. Eine der größte Demonstrationen mit 10.000 erwarteten Teilnehmern soll es in Berlin geben. In den anderen deutschen Millionenstädten München, Hamburg und Köln sind ebenfalls größere Proteste geplant.

Begonnen hatte der globale Streik mit Demonstrationen in Australien. Mehrere Zehntausend Schüler blieben aus Protest gegen unzureichende Maßnahmen der Politik gegen den Klimawandel dem Unterricht fern. In der Stadt Alice Springs legten sich Hunderte Menschen auf den Boden und stellten sich tot. Für die internationale Streikwoche, die Freitag beginnt, haben Aktivisten schon Proteste in mehr als 2600 Städten in fast 160 Staaten angekündigt.

Die von der Schwedin Greta Thunberg angestoßene Protestbewegung wird von Schülern und Studenten getragen. Sie fordern von der Politik mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung und die drohende Klimakatastrophe. Vor allem müsse gemäß dem Pariser Klimaabkommen die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eingedämmt werden.

Für Deutschland fordert Fridays for Future, schon bis Jahresende alle Subventionen für fossile Energieträger wie Öl und Kohle zu streichen, ein Viertel der Kohlekraft abzuschalten und eine Steuer auf Treibhausgasemissionen zu erheben. Die Bewegung bekommt breite Unterstützung. Mit dabei sind Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wie Greenpeace und Brot für die Welt, aber auch die Evangelische Kirche, die Gewerkschaft ver.di und der Deutsche Kulturrat.

Die IG Metall allerdings warnte vor sozialen Verwerfungen und Massenarbeitslosigkeit. »Klimaschutz ist zwingend notwendig, um unseren Planeten lebenswert zu erhalten«, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). »Wir dürfen aber den Klimaschutz nicht gegen Wachstum und Beschäftigung setzen.«

Laut ARD-»Deutschlandtrend« sind allerdings knapp zwei Drittel der von Infratest-dimap befragten Bundesbürger (63 Prozent) der Meinung, dass der Klimaschutz Vorrang haben sollte, selbst wenn dies dem Wirtschaftswachstum schadet. Ein Viertel (24 Prozent) findet, dass dem Wirtschaftswachstum Priorität eingeräumt werden sollte.

Der Fridays-For-Future-Protest richtet sich auch gegen die Sitzung des Klimakabinetts am Freitag in Berlin. Der Ausschuss der Bundesregierung will ein milliardenschweres Gesetzespaket zum Klimaschutz auf den Weg bringen. Viele Umweltorganisationen befürchten, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden.

Die Interventionistische Linke (IL) kündigte für den Klimastreik »Verkehrsblockaden und radikale Aktionen« in mehreren deutschen Städten an. Auch die Umweltbewegung Extinction Rebellion will während der Demonstrationen strategisch wichtige Punkte in Berlin blockieren. Geplant seien kreative Aktionen unter dem Motto »Ungehorsam für alle«, erklärte die Gruppe. Überdies wollen junge Umweltschützer mit einem Protestcamp nahe dem Bundeskanzleramt gegen die Klimapolitik protestieren.

Die Schwedin Thunberg, die zurzeit in den USA ist, demonstriert seit vergangenem Sommer jeden Freitag - also meistens während der Schulzeit - für mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz. Ihr Schulstreik hat weltweit Menschen zu Demonstrationen unter dem Motto »Fridays for Future« inspiriert.

Vor der Aktivistin liegen eine Reihe von Klimakonferenzen, Protesten und weiteren Terminen. Der Jugend-Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York startet am 21. September, ihm folgt zwei Tage später der UN-Klimagipfel mit Staats- und Regierungschefs vor der UN-Generalversammlung.

Fridays for Future appelliert erstmals auch an alle Erwachsenen, sich den Protesten anzuschließen. Doch kann nicht jeder Beschäftigte seinen Arbeitsplatz unbesorgt verlassen. Unproblematisch ist es nur, wenn die Firma dazu ermuntert oder zumindest duldet, dass sich die Belegschaft am Klimastreik beteiligt. So machen etwa die GLS-Bank und der Energieversorger Naturstrom mit jeweils Hunderten Mitarbeitern extra am Freitag dicht. Auch der Düsseldorfer Oberbürgermeister hat seine Amtsleiter gebeten, den städtischen Mitarbeitern das Demonstrieren zu ermöglichen. Auf die Straße gehen kann auch, wer Gleitzeitregelungen nutzt oder spontan Urlaub beziehungsweise einen freien Tag nimmt.

Anders sieht es aus, wenn die Firma sich nicht äußert oder Nein sagt. In diesem Fall wäre eine Streikteilnahme illegal. Denn nach herrschender Rechtslage, die auf Richterrecht aus den 50er Jahren fußt, müssen Arbeitskämpfe Ziele verfolgen, die in einem Tarifvertrag geregelt werden können. Streiks mit politischen Zielen oder aus Solidarität sind demnach rechtswidrig. Agenturen/nd

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