Widersprüche zum Eigenprofit

Philip Malzahn darüber, warum die Hisbollah Libanons größtes Übel ist

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Hisbollah werde keine Steuererhöhungen zulassen, verkündete der Chef der libanesischen Regierungspartei, Hassan Nasrallah, in gewohnt großspurigem Ton. Doch trotz der Behauptung, man solle den Armen nicht in die Tasche greifen, nannte er die Bemühungen Zehntausender Libanesen, die seit vier Tagen für eine Verbesserung der Lebensbedingungen in dem hoch verschuldeten Land demonstrieren, »Zeitverschwendung«.

Dass die Hisbollah, die mit einem bewaffneten Flügel viel mehr ist als eine herkömmliche Partei und stets eigene Interessen verfolgt, plötzlich so stark an einer Einheit der Regierung interessiert ist, scheint widersprüchlich. Doch obwohl der Staat bankrott ist, geht es der »Partei Gottes« so gut wie nie. Die schiitische paramilitärische Organisation hat es seit ihrer Gründung während des libanesischen Bürgerkriegs geschafft, sich mit nicht immer gewaltfreien Methoden, aber gewaltiger Rhetorik vollständig im Staatswesen zu etablieren. Die pro-iranische Hisbollah wird von diversen Ländern, allen voran den USA und Israel, als Terrororganisation eingestuft. Ihr Aufstieg zur regierenden Partei bewahrt sie bislang vor schwerwiegenden Sanktionen. Sollte die Regierung in Libanon aufgrund der Proteste tatsächlich fallen, könnte sie ihren Schutz verlieren. Kein Wunder also, dass Hassan Nasrallah die Bevölkerung zur Besonnenheit aufruft.

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