Sturm und Drang mit Baumgart

Der SC Paderborn hat zum ersten Mal gewonnen

  • Christof Meueler
  • Lesedauer: 2 Min.

Alle reden immer vom frischen Offensivfußball. Trainer Steffen Baumgart lässt ihn tatsächlich spielen. Weil es schöner und spannender ist - und weil sein Klub, der SC Paderborn, sowieso kaum eine Chance hat, in der Bundesliga zu bleiben. Der Etat ist viel zu klein. »In jedem Spiel laufen wir wie David gegen Goliath an«, hat Baumgart gesagt, »wir müssen gucken, wie wir mit unseren Mitteln Punkte holen.« Und das heißt in Ostwestfalen: tapfer und beherzt, und schnell nach vorn. Das, was anderswo »Umschaltspiel« genannt wird, gibt es bei Paderborn nicht. Denn Baumgart glaubt nicht daran, dass man aus der Defensive heraus Spiele gewinnt. Es geht bei ihm um Sturm und Drang.

Mit diesem Ansatz hat Baumgart den SC aus der dritten Liga in die Bundesliga geführt - ein toller Traum. Und mit diesem Ansatz hat der Aufsteiger in den ersten acht Spielen nur einen Punkt geholt - ein schlimmer Traum. Noch nicht einmal Tasmania Berlin, der schlechteste Klub aller Zeiten, hatte 1965 einen so schlechten Start hingelegt. Das kann man aber nicht vergleichen, denn wer so spielt wie der SC Paderborn, der will sich keine Angst machen lassen. Und deshalb gab es am Sonnabend auch den ersten Sieg für Ostwestfalen: 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf.

Der Stadionsprecher hatte vor dem Anpfiff gerufen: »Heute zeigen wir es allen.« Glaubt man’s? Traumtor durch Abdelhamid Sabiri in der 43. Minute - den Ball aus 20 Metern an den linken Pfosten geschlenzt, von wo er ins Tor sprang. Das sah aus wie ein Trick beim Flipperspiel. Und dann rannte Innenverteidiger Sebastian Schonlau nach vorne und köpfte in der 64. Minute die Entscheidung herbei. »Wir hatten die Momente auf unserer Seite« meinte Baumgart anschließend.

Für ihn ist der Klassenerhalt nicht alles: »Wir haben den Etat eines mittelmäßigen Zweitligisten. Es muss unser Ziel sein, den SCP unter den besten 30 Teams in Deutschland zu etablieren - und nicht, dauerhaft in der Bundesliga zu spielen. Das wird aus finanzieller Sicht nicht gehen«, hatte er jüngst erzählt und sich gewundert, dass vergleichsweise reiche Klubs wie der Hamburger SV und der VfB Stuttgart nicht in der Champions League spielen, sondern in der zweiten Liga um den Aufstieg: »Die Unterschiede sind enorm und werden größer«, meinte der 47-jährige gebürtige Rostocker.

Aber vielleicht haben auch die Zimmermänner, eine alte Band aus Hamburg, recht. Sie sangen schon vor langer Zeit: »Selbst Gott im Zorn respektiert Paderborn.«

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