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Einreiseverbot: Eintracht Frankfurt ohne Fans in Neapel
Gegen das Vorgehen der Italiener gibt es vielerseits grundsätzliche Bedenken
Ein lockerer Spruch hier, ein aufmunterndes Schulterklopfen dort: Fast schon demonstrativ verbreiteten die Profis von Eintracht Frankfurt am Montag beim Abschlusstraining ein wenig Zuversicht. Das Auswärtsspiel in der Champions League an diesem Dienstag beim SSC Neapel soll die Laune wieder aufhellen, nachdem es zuletzt in Liga, Pokal und Königsklasse nur Rückschläge gegeben hatte. Zwei 1:5-Lehrstunden gegen Liverpool und Atletico Madrid sollen vor dem Gastspiel beim italienischen Meister und Tabellenführer nicht mehr auf die Stimmung drücken.
Trainer Dino Toppmöller fasste die Zuversicht in Worte: »Nur weil wir von dem einen oder anderen Weltklasseteam eins auf den Deckel bekommen haben, dürfen wir uns die Freude nicht nehmen lassen.« Sportvorstand Markus Krösche merkte aber auch an: »Wir können natürlich nicht zufrieden sein mit den Resultaten.«
Ausgesperrte Anhänger
Erschwerend kommt hinzu, dass der reisefreudige Anhang in Neapel keinen Support leisten kann: Die Eintracht-Fans wurden ausgesperrt. Die Frankfurter Vorstandsebene ist darüber so erbost, dass das traditionell offizielle Treffen der Verantwortlichen beider Vereine diesmal entfällt. »Es gibt kein Grußwort, es gibt kein Dinner!«, beschrieb Vorstandsmitglied Philipp Reschke kürzlich beim Fantalk »Waldtribüne« das Nichtverhältnis. Der Hintergrund: Wie schon beim Achtelfinal-Rückspiel im März 2023 hat die Präfektur Neapel verfügt, dass der hessische Bundesligist keine Tickets bekommt.
Frankfurter Anhänger dürfen Neapel nicht einmal betreten. Über das Einreiseverbot hatten sich viele von ihnen schon vor zweieinhalb Jahren hinweggesetzt – was prompt zu schlimmen Krawallen in den Straßen der Stadt führte. Reschke fühlte sich damals vom Gastgeber »mit einem Taschenspielertrick mit den eigenen Behörden« abserviert. Mit deutlichen Worten rügte der Justiziar eine Wettbewerbsverzerrung: »Der völlig unterschiedliche Umgang mit Hochrisikospielen an den jeweiligen Standorten führt zu einem echten Problem für die europäische Fankultur und die Integrität der Klubwettbewerbe.« Während in Deutschland viel dafür getan wird, dass trotz Risiko Zuschauer von beiden Seiten im Stadion sind, kritisiert Reschke, »dass vor allem in Frankreich und Italien bei identischer Vorauslage Gästefans behördlich ausgeschlossen werden«.
Erfolgloser Antrag
Die Eintracht hatte bei der Uefa erfolglos beantragt, dass die Partie gegen Neapel an einen neutralen Ort verlegt oder ganz unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Die Ablehnung vom 17. Oktober hatte der Verein zwar erwartet, will jedoch eine grundsätzliche Änderung der Statuten erwirken. Reschke: »Wir haben Vorschläge gemacht. Die Uefa hat sich sehr offen gezeigt, das mit uns zu diskutieren. Wir bilden die Speerspitze – das können wir ganz gut.« Renommierte Vereine wie der FC Liverpool würden dabei Unterstützung leisten. Und der Europarat hatte unlängst auch eine Empfehlung ausgesprochen, Fan- und Reiserechte zu stärken.
Jurist Reschke kann sich vorstellen, dass sich die Uefa analog zur Vergabe der europäischen Finalspiele künftig gewisse Garantien geben lässt. Man könne beispielsweise den ausrichtenden Klub in die Verantwortung nehmen. Das Druckmittel würde dann lauten: »Wenn deine Behörden Gästefans ausschließen, darfst du deine eigenen Fans auch nicht mitnehmen.« Die Folgen prognostiziert er so: »Die kennen alle ihre Bürgermeister, ihre Innenminister, ihre Polizeieinsatzleiter. Es dauert keine zwei Wochen, auf einmal können Fans wieder in Städte reisen, wo sie jetzt nicht zugelassen sind.« Die Freizügigkeit sei eines der obersten fankulturellen Rechte und müsse gewahrt bleiben.
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