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Wortpeilung
Uwe Kalbe zur Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin
Bekannte Wege verlassen, Neues wagen, schneller handeln - alle Wetter, die Bundeskanzlerin bot mit ihrer Neujahrsansprache ein wahres Feuerwerk, passend zum Krach auf der Straße. Den Klimawandel aufzuhalten, die Digitalisierung zu bewältigen und trotzdem alles irgendwie beim Alten zu belassen - das ist ein Versprechen auf ganz hohe Staatskunst. Ein Versprechen auf die ganze Angela Merkel also - für schlappe eineinhalb Jahre noch, so über den Daumen gepeilt, aber mehr als eine Peilung kann so eine Neujahrsansprache ja auch kaum bieten.
Wenn die Politik Neues anpeilt, sollte man freilich hellhörig werden. Neoliberale Reformen brachten zuletzt viel Althergebrachtes zu Fall, kreativ umgesetzt wurden sie durchaus. An ihren Folgen tragen viele Menschen schwer, sie können kaum gemeint sein mit Merkels Aufruf zu neuem Denken. Und mit immerneuen Ideen zur Bundeswehr zeigt Merkels Vertraute Annegret Kramp-Karrenbauer, dass das Verlassen bekannter Wege hoffnungslos in die Irre führen kann. Überhaupt ist es gut, sich im Ansturm neuer Herausforderungen althergebrachter Tugenden zu erinnern. Etwa der Gerechtigkeit. Wo sie großflächig ignoriert wird, sind Gewinner und Verlierer die Folge und Kollateralschäden folgerichtig - gerade auch in der Natur. Eine Neujahrsansprache ist immer viel zu schnell vorüber.
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