Irans oberster Führer droht den USA »schwere Rache« an

Iranischer Top-General bei US-Luftangriff getötet / US-Demokraten warnen vor weiterer Eskalation

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Teheran. Irans oberster Führer hat nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani den USA »schwere Rache« angedroht. In einer am Freitag über den Internetdienst Twitter verbreiteten Botschaft drohte Ayatollah Ali Chamenei den »Verbrechern«, die für den Tod Soleimanis verantwortlich seien, mit »schwerer Vergeltung«. Zudem rief er eine dreitägige Staatstrauer für Soleimani aus.

Das Pentagon in Washington teilte mit, die Bombardierung sei auf Anweisung von Präsident Donald Trump erfolgt, um weitere Angriffe auf US-Kräfte zu verhindern. Der iranische General habe aktiv an Plänen gearbeitet, um US-Diplomaten und Einsatzkräfte im Irak und der Region zu attackieren, hieß es zur Begründung des Angriffs.

Die gezielte Tötung Soleimanis bei dem Raketenangriff in Bagdad war nach Angaben des Pentagon von US-Präsident Donald Trump angeordnet worden. Das iranische Außenministerium bestellte am Freitag einen Vertreter der Schweizer Botschaft ein, die im Iran die Interessen der USA vertritt. Ihm sei übermittelt worden, dass der Iran das Vorgehen der USA scharf verurteile.

Der 62-Jährige Soleimani war eine Figur mit nicht nur großer militärischer, sondern auch politischer Macht. Bei der Ausweitung des iranischen Einflusses im Nahen Osten spielte er eine zentrale Rolle.

Die US-Raketen waren nach Angaben aus irakischen Sicherheitskreisen in einen Fahrzeugkonvoi der Hasched-al-Schaabi-Milizen eingeschlagen. Dabei seien mindestens acht Menschen getötet worden. Unter den Toten ist auch der Vizechef der Hasched-al-Schaabi-Milizen, Abu Mahdi al-Muhandis, wie die Milizen selber mitteilten.

Al-Muhandis war am Mittwoch von US-Außenminister Mike Pompeo beschuldigt worden, einer der Drahtzieher des Sturms auf die US-Botschaft gewesen zu sein. Al-Muhandis habe den Angriff auf die Botschaft zusammen mit drei anderen Männern organisiert, erklärte der US-Chefdiplomat.

Bei der Attacke hatten Kämpfer und Anhänger der Hasched-al-Schaabi-Milizen die Außenmauer des Geländes durchbrochen. Die Demonstranten protestierten gegen US-Luftangriffe auf die Hisbollah-Brigaden, bei denen am Sonntag 25 Kämpfer getötet worden waren. Die Hisbollah-Brigaden sind im Irak Teil der Hasched-al-Schaabi-Milizen. Mit den Luftangriffen hatte die US-Armee auf den Tod eines US-Zivilisten bei einem Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt im Nordirak reagiert.

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Der demokratische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus Adam Schiff warnte vor einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen den beiden Ländern. Der nun getötete Kommandeur der iranischen Al-Kuds-Brigaden, Ghassem Soleimani, sei zwar für »unvorstellbare Gewalt« verantwortlich gewesen, und die Welt sei ohne ihn besser dran, schrieb Schiff in der Nacht zum Freitag auf Twitter. Aber der US-Kongress habe den Raketenangriff in Bagdad nicht autorisiert, »und die Menschen in Amerika wollen keinen Krieg mit dem Iran«, schrieb Schiff weiter. Die US-Truppen müssten nun gegen »die nahezu unvermeidliche Eskalation« geschützt werden.

Der republikanische US-Senator Marco Rubio hat die Tötung des hochrangigen iranischen Generals Ghassem Soleimani durch das amerikanische Militär als Selbstverteidigung gerechtfertigt. Er reagierte damit auf die Kritik der Demokraten. Der Iran und seine Stellvertreter seien von den USA gewarnt worden, schrieb Rubio am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Twitter. Sie hätten diese Warnungen jedoch ignoriert, weil sie geglaubt hätten, US-Präsident Donald Trump sei wegen innenpolitischer Streitereien nicht handlungsfähig. »Sie haben sich schwer verkalkuliert«, twitterte der Republikaner weiter. Der Präsident benötige keine Zustimmung des US-Kongresses, um auf Angriffe gegen die US-Streitkräfte zu reagieren oder solche zu verhindern.

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Die Spannungen zwischen Washington und Teheran hatten sich seit dem Amtsantritt von Trump vor drei Jahren sukzessive verschärft. Der US-Präsident kündigte im Mai 2018 das internationale Atomabkommen mit Teheran auf und verhängte danach harte neue Sanktionen gegen das Land. Teheran reagierte mit mehrfachen Verstößen gegen das Nuklearabkommen. Im vergangenen Jahr nahmen die Spannungen unter anderem durch den Abschuss einer US-Drohne durch die Revolutionsgarden weiter zu. Agenturen/nd

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