Schaulaufen am Görlitzer Park

Martin Kröger über die Einsätze gegen mögliche Drogenhändler

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Soll keiner sagen, dass den Ansagen von Innensenator Andreas Geisel keine Taten folgen. Als neuestes Aktionsfeld hat sich der SPD-Politiker den Görlitzer Park in Kreuzberg auserkoren. Einige besorgte Anwohner hatten sich an Geisel gewandt und ihr Leid über den Drogenhandel geklagt, der im Park und in den angrenzenden Blocks stattfindet. Der bringt Konflikte mit sich: zwischen den mutmaßlichen Händlern und auch mit alteingesessenen kriminellen Strukturen.

Dass Andreas Geisel auf die Klagen aus der Bevölkerung reagiert, kann man dem Innensenator indes schwerlich vorwerfen. Schon eher, dass er wahrscheinlich vor allem deshalb Handlungsfähigkeit demonstriert, um sich politisch zu profilieren. Quasi als SPD-Law-and-Order-Mann, der für den Senat die Mitte gegen die schon beim Stichwort Görlitzer Park schäumende Rechte hält.

Aber lässt sich die ganze Sucht- und Kriminalitätsproblematik mit polizeilichem Aktionismus lösen? Ist es jetzt eine Strategie, den Polizeiaufmarsch, den bereits Geisels Vorgänger Frank Henkel (CDU) endlos zelebrierte, nachzumachen? Wohl kaum.

Zunächst führen die personalintensiven Polizeieinsätze lediglich dazu, dass der Görlitzer Park zum größten Lauftreff der Gegend wird: Zu sehen sind in alle Richtung rennende Menschen mit schreckgeweiteten Augen, die vor den eingesetzten, ebenfalls rennenden Beamten das Weite suchen. Manchmal trifft es dabei auch unbescholtene Kiezbewohner. Doch wenn die Polizisten weg sind, sind die Verkaufsecken blitzschnell wieder besetzt.

Außer einer leichten Verschiebung der Verkaufsareale und den lächerlich geringen beschlagnahmten Verkaufsmengen haben die Einsätze keine Auswirkung. Man fragt sich, wann der Senat endlich eine Strategie entwickelt, inklusive gesundheitspolitischer und präventiver Ansätze? Statt gegen die Kleindealer sollten sich die Ermittlungen der Polizei gegen die Großdealer richten. Sonst bleibt es beim Schaulaufen.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.