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Letzte Option Trainerwechsel
Martin Kröger über die Stabübergabe bei der SPD
Bei der Berliner SPD ist es wie bei einem vom Abstieg bedrohten Fußballbundesligisten: Weil die angestrebte Spitzenposition in der Liga inzwischen meilenweit entfernt liegt, wechselt der Vorstand vorfristig zum Ende der Saison den Trainer aus. Ein Abstieg in die untere Ligen soll mit aller Macht verhindert werden. So muss nun Michael Müller, der weit hinter den eigenen Erwartungen blieb, gehen. Und die Berliner SPD hebt mit Franziska Giffey ihr vermeintlich größtes politisches Talent an die Spitze. Möglicherweise flankiert vom ehemaligen Jungstar der Partei, Raed Saleh, der weiter die Unterstützung der gesamten Mannschaft, respektive der Mitglieder genießt. Und als Politiker in Spandau bewiesen hat, dass die SPD Spiele auch noch gewinnen kann, wenn sie nahe am Menschen ist.
Wer am Ende die SPD-Spitzenkandidatur bei der Abgeordnetenhauswahl 2021 übernehmen wird, blieb am Mittwoch bei der Pressekonferenz indes offen. Ebenso wie die Frage, wie lange Michael Müller noch Regierender Bürgermeister bleibt, und wann er gegebenenfalls die Senatsführung an Franziska Giffey übergeben wird, damit sich die Bundesfamilienministerin als Regierende einen Amtsbonus in Berlin verschaffen kann.
Als Bundesministerin mit Berliner Geschichte als ehemalige Bezirksbürgermeisterin von Neukölln besitzt Giffey zwar den nötigen Bekanntheitsgrad in der Stadt. Aber um sich als Spitzenkandidatin zu profilieren, müsste sie auch Regierende werden. Sonst droht bei der Abgeordnetenhauswahl eine Formschwäche und die Grünen behalten Platz 1.
Neue Köpfe, alte Bekannte
Franziska Giffey und Raed Saleh sollen Michael Müller an die SPD-Spitze nachfolgen
Bleibt die Frage, warum die SPD-Spitze den Wechsel ausgerechnet vor dem als sicher geglaubten Sieg beim Pokalmatch Mietendeckel vollziehen musste. Nicht, dass die Eruptionen, die ein solcher Machtwechsel mit sich bringt, das ganze rot-rot-grüne Team durcheinanderwirft. Und damit das wichtigste Projekt der Legislatur daneben geht – wie ein verschossener Elfmeter.
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