CDU zwischen den Stühlen

Linke empört über anhaltende Gleichsetzung mit der AfD, diese schürt Thüringer Chaos durch Klagen

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Bundesregierung bemüht sich, die Wogen nach der Thüringer Ministerpräsidentenwahl zu glätten - am Dienstag wurde der Name des neuen Ostbeauftragten der Bundesregierung bekannt, den das Kabinett schon am Mittwoch bestätigen will. Marco Wanderwitz löst Christian Hirte ab, der nach überschwänglichem Glückwunsch an den mit AfD-Hilfe gewählten FDP-Ministerpräsidenten Kemmerich zurücktreten musste.

Der Einfluss der Kanzlerin ruft wiederum die AfD auf den Plan. Nach eigener Auskunft stellte sie zweifach Strafanzeige gegen Angela Merkel wegen »Nötigung des Ministerpräsidenten« und Amtsmissbrauch, weil die Bundeskanzlerin auf einer Auslandsreise von einer »unverzeihlichen« Wahl mit AfD-Hilfe gesprochen und gefordert hatte, dies müsse rückgängig gemacht werden. Zugleich möchte die AfD die Krise in Thüringen offenbar zementieren. In einer weiteren Klage greift sie vor dem Landesverfassungsgericht ein Gesetz an, das im vergangenen Jahr beschlossen wurde und eine paritätische Besetzung der Wahllisten verlangt. Die Klage könnte eine Neuwahl in Thüringen verzögern.

Für Merkel und die CDU dürften die rechtlichen Attacken das kleinere Problem sein. Das größere ist das Dilemma, in das sich die Partei manövriert hat, indem sie auf einer gleichzeitigen Ablehnung jeder Kooperation mit der AfD und mit der Linkspartei beharrt. In Thüringen ist damit ein Ausweg aus der Regierungskrise verbaut, weil es keine Mehrheit gibt, wenn nicht Linke oder AfD beteiligt sind. CDU-Vize Julia Klöckner mahnte am Mittwoch im Deutschlandfunk dennoch die Einhaltung des Unvereinbarkeitsbeschlusses an, der eine Zusammenarbeit mit beiden Parteien bundesweit verbietet. Diese Art von Gleichsetzung ruft nicht nur zunehmenden Widerspruch auch in den eigenen Reihen hervor, sondern stößt auch auf wachsenden Unmut bei der Linken. Scharfe Kritik richtete am Mittwoch ihr Parlamentarischer Geschäftsführer im Bundestag, Jan Korte, an die CDU. Antikommunismus und Antisemitismus seien die Grundfesten der faschistischen Ideologie und der Antikommunismus sei nach dem Krieg der ideologische Kitt zur eigenen Entlastung gewesen. Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse Richtung Linke auf Grundlage einer Äquidistanz gegenüber Links und Rechts müssten jetzt endlich fallen.

In der CDU rumort es derweil durchaus, befördert auch durch den überraschend angekündigten Rücktritt der Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer. So appellierte die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in der CDU in einer Mitteilung an die Parteispitze, die »Unvereinbarkeit« zwischen einer gleichzeitigen Mitgliedschaft in der rechtskonservativen Werteunion und der CDU »durch einen Beschluss deutlich zu machen«. Auch eine Verankerung in der Satzung zu prüfen wird verlangt. Seite 10

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