Prädikat: Ausbaufähig

Abschlussbericht mit Empfehlungen für die Weiterentwicklung dualer Studiengänge in Berlin vorgelegt

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit Jahren beklagen Berliner Unternehmen den Fachkräftemangel - nicht zuletzt mit Blick auf Absolventen der sogenannten MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Wenigstens zum Teil könne dem Bedarf begegnet werden, wenn der Senat gezielt Angebot und Qualität von dualen Studiengängen erweitert: Das ist - kurz gefasst - das Ergebnis des Abschlussberichts der Landeskommission Duales Studium, der am Donnerstag vorgestellt wurde.

»Wir wollen, dass mehr junge Menschen ein hochwertiges duales Studium absolvieren«, sagt Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD), der die 2018 eingerichtete Kommission gemeinsam mit dem Präsidenten der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR), Andreas Zaby, leitet.

Insgesamt 33 Empfehlungen listet die nun vorgelegte »Roadmap« auf. Als »wesentliche Erfolgsfaktoren für die Fachkräftebildung im Land Berlin« benennt die Broschüre die Schaffung zusätzlicher bedarfsorientierter dualer Studienplätze, die verpflichtende Einhaltung der Qualitätsempfehlungen der Kommission sowie die noch engere inhaltliche und organisatorische Verzahnung der Lernorte Hochschule und Praxis. Zudem soll eine eigene Landesagentur ins Leben gerufen werden, die Informationen bereitstellen und alle beteiligten Akteure miteinander vernetzen soll.

Was der Bericht aber eigentlich deutlich macht: Bei den dualen Studienangeboten ist in der Hauptstadt noch sehr viel Luft nach oben. »Wir haben sowohl qualitatives Verbesserungspotenzial als auch quantitativen Nachholbedarf«, bilanziert HWR-Präsident Zaby.

Tatsächlich fristen die entsprechenden Studiengänge bislang ein Nischendasein. Zwar entscheidet sich bundesweit eine steigende Zahl junger Menschen für die Studienform. Die Zuwächse in Berlin jedoch sind vor allem an den landeseigenen oder konfessionellen Hochschulen mit durchschnittlich einem Prozent kaum sichtbar. Gleiches gilt für die Gesamtzahl der dual Studierenden. Im Wintersemester 2018/19 zählte die Stadt rund 11 500, bezogen auf die Gesamtheit sind das weniger als sieben Prozent. Zieht man hiervon die Studierenden an privaten Hochschulen ab, schrumpft die Zahl noch einmal deutlich: Gerade 2907 oder 1,6 Prozent absolvieren an Hochschulen in landeseigener oder konfessioneller Trägerschaft ein duales Studium, fast 80 Prozent davon an der HWR.

Nun ist diese Art der Hochschulausbildung auch durchaus anspruchsvoll. Drei Monate studieren, drei Monate in einer Firma arbeiten, das Ganze sechs Semester lang im Wechsel, mit bestenfalls 30 Tagen Urlaub im Jahr: Das ist nichts für Zartbesaitete. »Zugleich hat es aber auch viele Vorteile«, sagt Zaby. Dazu gehöre die seitens der Unternehmen in der Regel passable Vergütung sowie die Übernahmegarantie nach Abschluss des Studiums. Diese Sicherheiten sorgen letztlich auch dafür, dass sich vor allem junge Menschen aus nicht-akademischen Familien für diesen Weg entscheiden.

Auch aus diesem Grund ist Zaby ebenso wie Staatssekretär Krach überzeugt, dass Berlin hier bereits eine »Erfolgsgeschichte« geschrieben hat. Eine ausbaufähige, muss man wohl hinzufügen. Geht es nach Krach, soll ein Teil der Kommissionsempfehlungen daher noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden.

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