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- Suizid in Gefängnissen
Die Lösung heißt Entknastung
Marie Frank fordert den Rückbau von Gefängnissen
Gefängnisse sind keine schönen Orte. Das sollen sie auch nicht sein, dienen sie doch der Abschreckung künftiger Straftäter*innen. Ob dieses Ziel durch das Wegsperren von Menschen tatsächlich erreicht wird, ist ebenso fraglich wie die Resozialisierungserfolge. In den meisten Fällen verlassen das Gefängnis keine geläuterten und gesetzestreuen Menschen, vielmehr geraten sie während ihrer Haft noch tiefer ins kriminelle Milieu. Wer als Schwarzfahrer ins Gefängnis wandert, hat gute Chancen, es als Mafioso wieder zu verlassen.
Den gewalttätigen und unterdrückenden Haftalltag ertragen nicht alle Menschen, das zeigen die hohen Suizidraten deutlich. Und wer das Gefängnis lebend verlässt, hat noch lange danach mit den sozialen, psychischen und sonstigen gesundheitlichen Folgen der Einsperrung zu kämpfen. Die soziale Ungleichheit wird durch diese Strafpraxis gleich doppelt reproduziert: So landen arme und migrantische Menschen sehr viel häufiger im Knast, und der sorgt wiederum dafür, dass sie auch den Rest ihres Lebens arm und am Rande der Gesellschaft bleiben.
Dass Gefängnisse Bestrafung und Reproduktion von Armut zugleich sind, zeigt sich schon daran, dass jedes Jahr etwa 300 Menschen ins Gefängnis kommen, weil sie ohne Ticket fahren. Angesichts dieser Unverhältnismäßigkeit, der Gewalt des Gefängnisalltags und den massiven psychischen Schäden bis hin zum Tod ist es an der Zeit, alternative Mittel zur Bewältigung von gesellschaftlichen Konflikten zu suchen.
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