Coronaminister

Personalie: Iradsch Harirchi hat die Krankheit, die er bekämpft.

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 2 Min.

Iradsch Harirchi hat Corona. Der Vize-Gesundheitsminister Irans bestätigte dies in einer selbstgefilmten Videobotschaft, die seit Dienstag im Internet kursiert. Er habe sich selbst unter Quarantäne gestellt, außer etwas Schmerzen und Fieber gehe es ihm jedoch soweit gut.

Harirchi nutzte weiter die Gelegenheit, eine Hoffnungsbotschaft an das Volk zu senden, die angesichts der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise zynischer nicht hätte sein können.»Man sagt, Corona sei ein demokratisches Virus, es unterscheidet weder zwischen arm und reich noch zwischen den Mächtigen und denen, die es nicht sind«, sagte er selbstsicher und hielt dabei seine kränkelnde rechte Faust in die Kamera. Ob er damit die Demokratie mit einem Virus gleichsetzen wollte, oder ob er einfach wenig nachgedacht hat, lässt sich aus der Ferne schwer beurteilen.

Fakt ist: Nur einen Tag zuvor war der bereits hustende und schwitzende Minister auf einer Pressekonferenz mit Regierungssprecher Ali Rabiei angetreten. Dort hatte er großspurig verkündet, dass die Situation im Land »fast stabilisiert« sei und Maßnahmen wie Quarantäne »in die Steinzeit« gehörten. Schon kurz danach spekulierten zahlreiche Medien über eine mögliche Erkrankung des Ministers, der als Hauptverantwortlicher für die Bekämpfung des Landes galt. Über den Vize-Gesundheitsminister des 81-Millionen-Einwohner Staats selbst ist wenig bekannt. Vor seiner politischen Laufbahn studierte und forschte er an der medizinischen Fakultät der Universität Teheran.

Zur aktuellen Lage bezüglich des Corona-Virus in Iran stehen die Zahlen im krassen Gegensatz zu den Aussagen des Ministers: Bereits 19 Menschen sind an dem Virus gestorben, 135 sind in Behandlung. Noch schwerwiegender als die eigentliche Krankheit dürften sich die Reaktionen der Anrainerstaaten auswirken. Panisch haben bereits die Türkei sowie der Irak die gemeinsame Grenze aus Angst vor Ausbreitung der Krankheit geschlossen. Der von Sanktionen gebeutelte Iran ist jedoch dringend auf den regionalen Handel über den Landweg angewiesen.

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