Toleranzfreie Zonen

Stephan Fischer über den rechten Kulturkampf in Polen

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 1 Min.

Zur Erinnerung: Toleranz bedeutet nicht, das Gegenüber in seiner Andersartigkeit zu befürworten. Sie bedeutet gerade einmal, diese auszuhalten. Aber selbst diese Souveränität fehlt, wie sich an »LGBT-freien Zonen« in Polen zeigt. Die Aufkleber gegen nicht-heterosexuelle Menschen und die Unterstützung der Aktion kam von radikalen Katholiken und der politischen Rechten bis hin zum Präsidenten Duda. Dass Erstere laut aufheulen, wenn jemand »LGBT-freie Zone« gleich ans Ortsschild montiert, ist klar- zu nah liegt die Assoziation mit manch deutschem Ortsschild der Nazizeit.

Der Vorgang offenbart jedoch Schwächen: Rechtsaußen muss immer weiter Feindbilder befeuern und dabei immer radikaler agieren. Es zeigt auch die Spaltung des Landes: Die meisten Beschlüsse für »LGBT-freie Zonen« gibt es im Südosten, kaum welche dagegen in größeren Städten und im Westen des Landes. Und: Die katholische Kirche hat ihre Rolle als überparteiliche Institution längst verloren, gesellschaftliche Autorität und Deutungshoheit ebenfalls. Immer mehr Polen wenden sich von der Kirche ab. Und wenn diese sich so eindeutig auf eine Seite der politischen Sphäre stellt und dabei mit dem Verweis auf die Gefahren von Kindesmissbrauch von eigenen Missbrauchsskandalen ablenken will - dann ist das selbst für Wohlmeinende nur schwer zu tolerieren.

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