- Kommentare
- Ungleichheit
Fortschritt im Schneckentempo
Jana Frielinghaus über die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern
Der Gender Pay Gap hat sich in der Bundesrepublik in den letzten 15 Jahren um satte drei Punkte auf 20 Prozent verringert. Und selbst bei gleicher oder vergleichbarer Tätigkeit bekommen Frauen immer noch um fast acht Prozent weniger Lohn - auch in Ostdeutschland, wo die Entgeltdifferenz insgesamt viel kleiner ist als im Westen. Die Lücke hat in Deutschland aber auch noch immer viel mit der Berufswahl zu tun. Kitaerzieherinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen schneiden nach wie vor erheblich schlechter ab als die überwiegend männlichen Beschäftigten in technischen Berufen. In Zeiten des Fachkräftemangels in der Pflege ist das noch weniger nachvollziehbar. Außerdem macht die aktuelle Lage eindringlich klar, dass die mehrheitlich weiblichen Beschäftigten in sozialen Berufen ein besonders hohes Gesundheitsrisiko tragen.
Dass die Bundespolitik nur das Entgelttransparenzgesetz von 2016 hinbekommen hat, ist ein Armutszeugnis für die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD. Denn dieses Regelwerk, das einen Anspruch auf Auskunft über das Lohnniveau von Kollegen im selben Bereich vorsieht, nützt 80 Prozent der Frauen nichts, weil es nur in Betrieben mit mindestens 200 Beschäftigten gilt. Außerdem muss nach Feststellung einer Ungleichbehandlung deren Beendigung erst noch mühsam erstritten werden.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.