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Tod eines Skandalautors
Eduard Limonow starb in Moskau
Der russische Schriftsteller und Oppositionspolitiker Eduard Limonow ist tot. Er starb am Dienstag in Moskau in einem Krankenhaus im Alter von 77 Jahren. Limonow war in den 1980er Jahren eine wilde Nummer unter den sowjetischen Exilschriftstellern, der mit seinem »proletarisch-ordinären Stil« (»Junge Welt«) »zum Dissidenten innerhalb der Dissidentenszene« (Wikipedia) wurde, der USA und UdSSR gleichermaßen ablehnte.
Zurück in Russland, wurde aus dem vormaligen Untergrundliteraten in den 90ern ein faschistischer Politiker, der 1994 die Nationalbolschewistische Partei aus der Taufe hob – eine Querfront von slawophilen Mystikern, Nazipunks und unpolitischen Ästhetizisten. Sie propagierte die Oktoberrevolution von 1917 als ein genuin nationales, antiwestliches Ereignis, eine Sichtweise, die auch unter Putinanhängern populär ist. Gleichwohl war Limonow ein Gegner Putins – er verehrte Stalin und Mussolini und unterstützte diverse Anti-Putin-Demonstrationen und wurde mehrfach inhaftiert, seine Partei 2007 verboten.
Geboren wurde Limonow 1943 im russischen Dserschinsk, aufgewachsen ist er in Charkow in der Ukraine. Mitte der 60er zog er nach Moskau und wurde 1974 als Avantgardelyriker mit politisch abweichenden Ansichten ausgebürgert. Er ging in die USA und schlug sich dort mit prekären Jobs bukowskiartig durch. Über diese Zeit schrieb er seinen lesenswert-arroganten Roman »Fuck off Amerika«, der in Frankreich ein Bestseller wurde, weshalb auch Limonow 1982 dorthin übersiedelte und erst für die linken Blätter und dann für die rechten schrieb, bis er der von ihm verachtete Gorbatschow ihm 1991 die russische Staatsbürgerschaft zurückgab. nd
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