Hoffnung durch Beteiligung
Ulrike Henning über einen grundsätzlichen Hinweis des Ethikrates
Geduld, Geduld. Diese oder jene Zahl steigt weiter, steigt wieder. Neuinfektionen, Todesfälle. Bleibt zu Hause, besucht die Oma nicht, auch nicht die schwangere Lieblingsfreundin. Versucht, nur zu telefonieren und das durchzuhalten, auch wenn die Temperaturen steigen. So läuft die Ansprache von Bund- und Länderregierungen. Mit Werbefilmen springen auch Supermärkte oder Sportschuhhersteller auf. Aber einlullen gilt ebenso wenig wie Bange machen, wenn es mit Demokratie ernst gemeint sein soll.
Krisenkommunikation wird von der Politik bislang sehr einseitig verstanden. Von oben nach unten, unbequeme Fragen werden meist ignoriert. Es macht nicht den Anschein, dass bei den sich jetzt häufenden Stellungnahmen zum Ausstieg aus der Ausnahmesituation überhaupt irgendwo sortiert und moderiert wird. Wir beobachten das genau, heißt es, mehr ist von der Kanzlerin nicht zu erfahren. Nur auf ein Ausstiegsdatum zu fixieren heißt, alle Hoffnung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu setzen. Eine demokratische Gesellschaft lässt sich nicht von der Planung der eigenen Zukunft ausschließen. Der Eindruck, dass das versucht wird, kann extreme Frustrationen auslösen - ein weiteres, noch nicht berechnetes Risiko der jetzigen Ausnahmesituation. Die Bundesregierung wäre gut beraten, sich auf die umfassende Debatte einzulassen, die der Ethikrat gefordert hat.
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