Bus und Rad gegeneinander ausgespielt

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Stolz präsentiert die Grünen-Fraktion Charlottenburg-Wilmersdorf die neue Corona-Radspur auf Kantstraße und Neuer Kantstraße: eine umgewidmete Autospur. Vom Bahnhof Zoo bis zum Messedamm haben nach Fertigstellung Radler Platz, wo bisher oft Autos in zweiter Reihe abgestellt wurden.

Für den Berliner Fahrgastverband IGEB ist die Einrichtung der Spur in dieser Form jedoch ein Foulspiel erster Güte innerhalb des sogenannten Umweltverbundes aus Fuß-, Fahrrad- und öffentlichem Nahverkehr. »Da wurden die Verkehrsträger gegeneinander ausgespielt«, sagt deren Sprecher Jens Wieseke zu »nd«. Denn die Kantstraße ist auch eine wichtige Busachse. Zwei Express- und eine Metrobuslinie, die bis an den westlichen Stadtrand führen, verkehren dort. Diese müssen sich nun die verbleibende Spur mit dem Autoverkehr teilen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wurden von der Entscheidung kalt erwischt. »Mit uns hat niemand vorher gesprochen«, sagt deren Sprecherin Petra Nelken auf nd-Anfrage. Es sei klar, dass auf der Kantstraße etwas für Fahrradfahrer getan werden müsse, so Nelken. »Aber man hätte sicher auch eine gute Kombinationslösung für Busse und Räder finden können.« Die IGEB hatte so etwas bereits im letzten Jahr vorgeschlagen. Wegen des noch reduzierten Autoverkehrs hatte die Radspur am Montagvormittag laut BVG noch keine Auswirkungen auf die Pünktlichkeit der Busse.

»Wir haben den Bus nicht vergessen«, sagt Jan Thomsen, Sprecher der Verkehrsverwaltung, zu »nd«. Wegen der Zweite-Reihe-Parker habe es bereits vorher effektiv nur eine Fahrspur gegeben. Die neue Verkehrssituation mit den Pop-Up-Bikelanes führe nun dazu, dass die Busse nicht mehr ausweichen müssen, sondern mit dem übrigen motorisierten Verkehr fahren. »Ob dies wie gewünscht zu einer Verstetigung des Kfz- sowie des Busverkehrs auf der verbleibenden Spur führt, werden wir beobachten. Zugleich wird geprüft, ob gegebenenfalls die Vorrangschaltungen der Busse für die Ampeln anzupassen sind«, so Thomsen weiter.

»Wir verschließen uns nicht der Diskussion. Aber was wir mindestens in solchen Bereichen bräuchten, wären vernünftige Lieferzonen«, sagt Nils Busch-Petersen, Chef des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, zu »nd«. Denn die regulären Parkplätze sind dauerbelegt. »Es hätte etwas mehr Zeit für eine vernünftige Lösung gebraucht.«

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