Kein Interesse an Aufklärung
Das Ende des Loveparade-Prozesses offenbart, wie schwer die fehlende politische Aufarbeitung der Katastrophe wiegt, meint Sebastian Weiermann
Nach 183 Verhandlungen ist der Loveparade-Prozess jetzt also vorüber. Ein 44-seitiger Einstellungsbeschluss verkündet, dass die verbliebenen drei Angeklagten wegen der Geringfügigkeit ihrer Schuld nicht belangt werden. Juristisch mag das angemessen sein. In dem Verfahren saßen allerdings von Anfang an nicht alle auf der Anklagebank, die dort hingehört hätten. Der Veranstalter oder der Duisburgs Oberbürgermeister? Sie fehlten ebenso wie die Polizeibeamten, die ein eklatant fehlerhaftes Sicherheitskonzept einfach durchgewinkt hatten. Dass das Gericht in seinem Beschluss immerhin versucht zu erklären, wie es zu der Katastrophe kam, ist viel wert. Bitter ist jedoch, dass ein zentraler Gutachter nicht mehr gehört wurde und die Anwälte der Opfer ihn somit auch nichts fragen konnten.
Doch die Fehler bei der Aufarbeitung haben bereits früher begonnen. Nur die Linkspartei war im Jahr 2010 für eine parlamentarische Untersuchung. Der Rest wollte sich die Blöße nicht geben. Die Megaveranstaltung Kulturhauptstadt »Ruhr 2010« wurde maßgeblich von CDU und FDP geplant. Sozialdemokraten und Grüne führten dann durch das Jahr. So hatte fast niemand ein echtes Interesse an Aufklärung mit Konsequenzen.
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