Mieterschreck
Personalie
»Wir sind nicht asozial.« Das sagte Ralf Spann über seinen Arbeitgeber, den schwedischen Wohnungskonzern Akelius zu »nd« vor knapp einem Jahr. Da war er noch dessen Europa-Geschäftsführer. Nun, nach dem überraschend angekündigten Rückzug des Konzernchefs Pål Ahlsén, soll er auf dessen Position nachrücken. Seit bald 14 Jahren arbeitet der smarte 45-jährige Berliner für den vom schwedischen Milliardär Roger Akelius gegründeten Konzern mit weltweit rund 44 000 Wohnungen, knapp ein Drittel davon in Berlin.
Spann war zunächst sportlich orientiert. Als 22-Jähriger unterschrieb er 1997 einen Vertrag als Amateur beim Fußballverein »Tennis Borussia Berlin«. Von der Regionalliga stieg der Club 1998 in die Zweite Bundesliga auf. Im Jahr 2000 zerstoben die Blütenträume des Investors Göttinger Gruppe, zu jener Zeit eine der größten Anlagegesellschaften auf dem Grauen Kapitalmarkt, aus dem Verein eine profitable Tochtergesellschaft zu machen. Ralf Spann ging. Doch auch nach dem Fußball blieb er auf eine gewisse Art Abwehrspieler.
Denn Akelius erfährt massive Kritik. War es 2019 nur der Präsident des Gesamtverbands der Wohnungswirtschaft, der dem Konzern asoziale Geschäftspraktiken vorwarf, erklärte kürzlich die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für das Recht auf Wohnen, dass Akelius dieses Menschenrecht durch sein »vom Drang zur Profitmaximierung getriebene Geschäftsmodell« mit Füßen trete. Weltweit wandelt Akelius einst bezahlbare Wohnungen durch Luxussanierungen in brüllend teure Apartments um, die in Berlin für Quadratmetermieten von teilweise über 40 Euro angeboten werden. Die Europazentrale unter Spanns Leitung kündigte die Prüfung rechtlicher Schritte gegen die UNO an.
»Ich stimme zu, dass Berlin einen Mangel an preiswertem Wohnraum hat. Dass sich die Leute die Wohnungen nicht leisten können, ist traurig«, sagt Spann 2019 zu »nd«. Eine eigene Verantwortung erkennt er nicht. »Der Staat muss helfen, da sehen wir ihn in der Pflicht«, so Spann weiter. Akelius ist auch ein Meister der Steuervermeidung. Nicolas Šustr
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.