»Die Jacke bleibt an«

Maccabi-Trainer Max Brym wurde von einem Impfgegner und Coronaleugner antisemitisch beleidigt

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein starkes Echo in bayerischen und überregionalen Medien löst derzeit eine antisemitische Pöbelei gegen einen Funktionär des jüdischen Sportvereins TSV Maccabi München aus. Zielscheibe der öffentlichen Beleidigung und Verbalattacke wurde der 62-jährige Max Brym, der als Trainer der C-Jugend des Vereins fungiert und wegen des Zwischenfalls inzwischen Anzeige gegen Unbekannt gestellt hat. Wie Brym gegenüber »nd« bestätigte, sei er nach eigenen Angaben in der vergangenen Woche mit seinem Hund durch den Englischen Garten in der Bayernmetropole spaziert und habe dabei eine blaue Trainingsjacke mit dem unübersehbaren Emblem des jüdischen Vereins getragen. In der Nähe des »Chinesischen Turms« habe ein etwa 40-jähriger und durchtrainiert wirkender Mountainbike-Fahrer jäh abgebremst und ihm zugerufen: »Ihr jüdischen Schweine seid schuld! Ihr Juden habt das mit dem Corona gemacht! Du jüdischer Dreckskerl!« Der Mann habe ein T-Shirt mit der Aufschrift »Corona-Leugner« vorne und »Impfgegner« hinten getragen, erinnert sich Brym, der spontan und wütend auf den Radfahrer zugerannt sei. »Der Kerl hat sich verzogen und das Weite gesucht, als ich auf ihn mit meinem kleinen Terrier-Hund losgehen wollte«, erinnert er sich. Ihm sei aufgefallen, dass auch andere Menschen im Park Zeugen des Vorfalls gewesen sein dürften, darunter ein junges Pärchen und zwei Senioren. »Ich hätte mir gewünscht, dass sie Zivilcourage gezeigt und sich eingemischt hätten, statt apathisch weiter zu spazieren«, so Brym.

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Der Beschimpfte wollte die Sache nicht einfach schlucken und auf sich sitzen lassen. Ihn hatte schon in jungen Jahren die Tatsache geprägt, dass sein Vater die Schoah überlebte und gleichzeitig 18 Familienmitglieder unter der Naziherrschaft ermordet wurden. So erstattete er nicht nur Strafanzeige, sondern beschrieb auch umgehend den Vorfall ausführlich auf seiner Facebookseite. Dafür erhielt er viele Solidaritätszuschriften von Freunden und Bekannten. Dadurch wurden innerhalb weniger Tage auch regionale Zeitungen, Radio- und Fernsehsender auf den Vorgang aufmerksam. In den letzten Tagen gab Brym zahlreiche Interviews und beantwortete Medienanfragen. Die Anrufe aus den Redaktionen, Interviewwünsche und Solidaritätserklärungen reißen nicht ab.

Brym hatte schon in den vergangenen Jahren an Protesten gegen antisemitische und rassistische Vorfälle in der Bayernmetropole mitgewirkt. Er ist davon überzeugt, dass die jüngsten Demonstrationen von so genannten Corona-Rebellen gegen staatlich verhängte Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eingefleischte Antisemiten Aufwind geben wird. »Ich bin einiges gewöhnt. Aber in letzter Zeit häufen sich die Beleidigungen wieder«, stellt er fest. Er werde sich aber nicht einschüchtern lassen und die Trainerjacke auch außerhalb der Fußballstadien weiterhin »mit Stolz tragen«, gibt sich Brym entschlossen. »Die Jacke bleibt an. Man muss solchen Leuten und Ideen offensiv entgegentreten und auch zur persönlichen Gegenwehr bereit sein.«

Der deutsch-jüdische Sportverein TSV Maccabi München wurde 1965 von Schoah-Überlebenden gegründet. In ihm sind heute nach Vereinsangaben über 1000 jüdische und nichtjüdische Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus vielen Nationen organisiert. Der Verein betreibt einen eigenen Sportplatz und ist Teil des bundesweiten Verbands Makkabi Deutschland e.V.

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