Tod hinterm Corona-Radweg

Am Mittwoch ist in Berlin eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall von einem Lkw getötet worden. Changing Cities fordert getrennte Ampelphasen für Rad- und Autofahrer

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Mittwoch ist in Friedrichshain eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall von einem Lkw getötet worden. Die 62-Jährige fuhr auf einem neu eingerichteten Pop-up-Radweg die Petersburger Straße entlang Richtung Prenzlauer Berg, als ein parallel fahrender Betonmischer nach rechts in die Mühsamstraße abbog und die Frau auf der Kreuzung überrollte. Damit stieg die Zahl der in Berlin ums Leben gekommenen Radfahrer seit Jahresbeginn laut Polizeistatistik auf acht, das sind schon jetzt zwei mehr als im kompletten Vorjahr.

Für den Verein Changing Cities, der für Donnerstag zu einer Mahnwache am Unfallort aufgerufen hat, zeigt der Tod der Radlerin in Friedrichshain, dass es mit Pop-up-Spuren allein nicht getan ist. Die »Coronaradwege« seien zweifelsohne eine gute Maßnahme. Problematisch bleiben aber die Kreuzungen, die die Radwege unterbrechen. »Da wurde nichts unternommen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen«, sagt Ragnhild Sørensen. Die Sprecherin des Vereins fordert daher, dass in Berlin schleunigst getrennte Ampelphasen für Rad- und Autofahrer eingeführt werden. Wichtig sei auch, dass die seit Ende April für Lkw gesetzlich vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit beim Rechtsabbiegen konsequent kontrolliert wird. Zudem sollten elektronische Abbiegeassistenten schnellstmöglich verpflichtend werden. »Was spricht dagegen, dass der Senat diese Verpflichtung jetzt durchsetzt? Ich verstehe diese Verwaltung nicht«, sagt Sørensen, nicht zuletzt mit Blick auf Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne).

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, kann die Kritik am Land Berlin so pauschal nicht nachvollziehen. »Was Abbiegeassistenten angeht, gibt sich der Senat Mühe, die Entwicklung mit seinen Förderprogrammen zu unterstützen.« Das Problem sei aber die hohe Fehlwarnungsquote mancher Systeme. Auch Brockmann plädiert daher für ein breiteres Maßnahmenpaket, zu dem die Assistenten ebenso gehören müssen wie getrennte Ampelphasen.

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