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Bolsonaro streicht die Coronatoten
Martin Ling über die statistischen Tricks des brasilianischen Präsidenten
Es ist die neueste Chuzpe von Jair Bolsonaro: Statt die eskalierende Corona-Pandemie mit realen Maßnahmen zu bekämpfen, greift der ultrarechte brasilianische Präsident in die Trickkiste: Ab sofort veröffentlicht Brasilien im Internet keine Gesamtzahlen mehr über die an Covid-19 erkrankten und gestorbenen Menschen. Ganz nach dem Motto »Aus den Augen, aus dem Sinn« will der vielfach als Tropen-Trump titulierte brasilianische Staatschef sein Totalversagen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie verschleiern.
Bolsonaro hat in einer Trump ähnelnden Ignoranz die Gefahren des Coronavirus klein geredet und so seine massive Ausbreitung erleichtert. Bei den erfassten Todes- und Infiziertenzahlen liegt Brasilien seit geraumer Zeit auf der Überholspur - von der Dunkelziffer ganz zu schweigen.
Dass er nun wie Trump auch noch angekündigt hat, die Weltgesundheitsorganisation zu verlassen, weil Brasilien keine Leute von außerhalb brauche, die Tipps bei der Gesundheit geben, zeigt, dass er gewillt ist, seinen Kurs fortzusetzen. Zwei Gesundheitsminister mussten bereits während der Pandemie zurücktreten. Der Interimsminister ist ein General ohne jede Erfahrung im Gesundheitsbereich. Wenn sich der Rat von Gesundheitsministern aus den Bundesstaaten, die sich gegen Bolsonaros Kurs wehren, nicht durchsetzt, nimmt die Katastrophe ungebremst ihren Lauf.
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