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Rassisten vom Sockel gestürzt
Demonstrierende in den USA und Großbritannien haben rassistische Statuen und Denkmäler mit Graffittis besprüht und von ihrem Platz entfernt
»FUCK YOU EDWARD COLSTON«, schreibt William Want aus Bristol in Großbritannien auf seinem Twitter-Kanal. Unter dem Post ist ein Video zu sehen, in dem die Statue des ehemaligen Sklavenhändlers über ein Geländer gehievt und dann unter lauten Jubelschreien in den Avon-River geworfen wird.
Es folgt ein lautes »Platsch«, das Wasser spritzt. Die 125 Jahre alte Statue sinkt und sinkt. Es sprudelt schon nicht mehr an der Oberfläche, als der Applaus immer noch anhält, minutenlang. Colston war im 17. Jahrhundert an der Versklavung und Verschleppung von rund 80 000 Menschen aus britischen Kolonien in Westafrika beteiligt. Seine Statue war schon länger in der Diskussion, mehr als 10.000 Menschen hatten eine Petition gegen das Denkmal unterzeichnet. »Das hat er verdient. Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet«, sagt eine der Anwesenden am Rande der Aktion.
Ähnliches dürften am Wochenende wohl zahlreiche weitere Demonstrierende gedacht haben. Denn Bristol ist längst nicht die einzige Stadt, in der Aktivist*innen in den vergangenen Tagen Statuen von Rassisten zu Fall gebracht haben. Neben Denkmälern für Sklavenhändler und Kolonialisten in Europa, sind in den USA im Zuge der Proteste gegen den Tod von George Floyd zunehmend Konföderierten-Statuen ins Visier der Black-Lives-Matter-Bewegung geraten. Zu den Konföderierten, auch bekannt als »Südstaaten«, gehörten die US-Staaten, die im Bürgerkrieg zwischen 1861 und 1865 gegen den Norden und für die Beibehaltung der Sklaverei kämpften. Laut des »Southern Poverty Law Centers« stehen immer noch über 1700 solcher Statuen in US-amerikanischen Städten. Als Symbol für die Unterdrückung der Schwarzen Bevölkerung geraten sie jedoch, ebenso wie die Konföderierten-Flagge selbst, immer mehr in Kritik. So hängte South Carolina 2015 diese Flagge von offiziellen Plätzen ab, nachdem ein Rassist in einer Kirche neun afroamerikanische Gemeindemitglieder ermordet hatte.
Richmond, Virginia
Fünf Jahre später haben Demonstrierende am Samstagabend in der ehemaligen Südstaaten-Hauptstadt Richmond im US-Bundesstaat Virginia nun auch eine Konföderierten-Statue aus dem Jahr 1891 gestürzt.
Die Proteste hatten gegen 19 Uhr (Ortszeit) im Monroe Park begonnen. Auf Fotos und Videos ist zu sehen, wie Aktivist*innen zunächst das Gesicht auf der Statue von General Williams Carter Wickham mit roter Farbe beschmierten. Um 22.45 Uhr stießen sie die Statue dann von ihrem Sockel, wie eine Polizeisprecherin aus Richmond erklärte.
Bereits 2017 hatten einige Nachkommen Wickhams die Stadt dazu aufgefordert, die Statue zu entfernen.
Virginias Gouverneur Ralph Northam hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, dass eine Statue des konföderierten Generals Robert E. Lee »so bald wie möglich« von ihrem Platz auf der berühmten Monument Avenue in Richmond entfernt werden soll.
Die Lee-Statue ist eines von fünf Denkmälern der Konföderierten entlang der Monument Avenue, einer prestigeträchtigen Wohnstraße in Richmond. Während der Proteste gegen Floyds Tod wurden sie in den vergangenen Tagen von zahlreichen Aktivist*innen mit Sprüchen wie »Polizeibrutalität beenden« und »Weiße Vorherrschaft stoppen« besprüht.
South und North Carolina, Tennessee und Philadelphia
»BLM« und »Verräter« schrieben auch Protestierende in Charleston, South Carolina auf eine Konföderierten-Statue, während Aktivist*innen in Raleigh, der Hauptstadt des Nachbarbundesstaates North Carolina, ein Konföderierten-Denkmal im State Capitol mit einem schwarzen X markierten.
Demonstrierende in Nashville, Tennessee stürzten am Samstag eine Statue von Edward Carmack (1858-1908), einem Politiker und umstrittenen Zeitungsverleger, der rassistische Ansichten vertrat und unter anderem auch Lynchmorde unterstützte.
In Philadelphia, im US-Bundesstaat Pennsylvania, sprühten Protestierende Graffitis auf eine Statue des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt, Frank Rizzo, und versuchten sie zu stürzen. Rizzo, der von 1972 bis 1980 Bürgermeister von Philadelphia war, wurde in der Vergangeheit für seine polizeistaatlichen Methoden und die Diskriminierung von Minderheiten kritisiert. Seine drei Meter hohe Bronzestatue gegenüber des Rathauses von Philadelphia wurde bereits vor Längerem unkenntlich gemacht und soll nächstes Jahr abgebaut werden.
Freiwillige Entfernung in einigen Städten
Auch in Arlington, Virginia, wurde eine Konföderierten-Statue bereits am Dienstag vergangener Woche von ihrem Besitzer entfernt. In Birmingham, Alabama hatte der Bürgermeister, Randall Woodfin, am Montag bekannt gegeben, dass die Stadt ein seit langem umstrittenes Denkmal der Konföderierten bis Dienstag abbauen werde, nachdem es bei Protesten teilweise zerstört worden war.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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