Richtig steuern

Ines Wallrodt über Lehren aus dem Tönnies-Skandal

So sehr sich Clemens Tönnies, der »Fleischbaron«, zum Feindbild eignet - es wäre falsch, sich vor allem auf ihn zu konzentrieren. Die Arbeitsbedingungen in Rheda-Wiedenbrück sind Ausdruck von Missständen, die es in der gesamten Fleischbranche gibt. Deshalb reicht es nicht, nach einem Tönnies-Boykott durch Supermärkte oder Kunden zu rufen. Zu lange schon wird in erster Linie über die individuelle Entscheidung an der Fleischtheke gestritten, dabei führen moralische Appelle, teureres Fleisch zu kaufen, offenkundig nicht zu den nötigen Effekten.

Es ist daher gut, dass die Debatte endlich auf die Verantwortung des Staates für Arbeitsbedingungen und Tierwohl schwenkt. Hier allerdings wieder nur bei höheren Fleischpreisen anzusetzen, ändert an der Ausbeutung der Beschäftigten erst mal gar nichts. Im Zweifel bleibt nur mehr hängen bei Händlern und Produzenten. Die Missstände in der Tierhaltung und in den Zerlegebetrieben sind zuallererst Aufgaben für den Staat. Und wenn vernünftige Standards für Mensch und Tier durchgesetzt werden, wird sich das auch auf die Preise auswirken.

Verboten gehört deshalb ein Geschäftsmodell, das Verantwortung auf Subunternehmer abschiebt. Verboten gehören Werkverträge, deren einziger Zweck es ist, Beschäftigten Schutz vorzuenthalten. Und ermöglicht werden müssen regelmäßige und effektive Kontrollen auf Schlachthöfen - auch unangemeldet. Das alles ist auch nach dem jetzigen Skandal kein Selbstläufer. Dafür ist anhaltender Druck nötig, der sich mal eine Weile nicht von Appellen an Einzelne ablenken lassen darf.

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