Kaufhauskrise ist das Problem
MEINE SICHT
Machen wir uns nichts vor: Die Jobaussichten der über 1000 Beschäftigten in den sechs auf der Abschussliste stehenden Berliner Filialen von Galeria Karstadt Kaufhaus sind alles andere als rosig. Klar ist auch, dass dies vielschichtige Ursachen hat. Dazu gehört das veränderte Konsumverhalten vieler Berliner*innen, die zwar bei Karstadt stundenlang die Matratzen ausprobieren, dann aber das Wunschmodell doch lieber - und preiswerter - irgendwo im Netz bestellen. Dazu gehört ebenso das Versagen eines überbezahlten Konzernmanagements, das sich kaum Gedanken gemacht hat über mögliche Verbesserungen der mitunter angestaubten Atmosphäre in den einzelnen Filialen. Mit der Coronakrise hat beides herzlich wenig zu tun. Sie ist für den Galeria-Eigner lediglich ein dankbarer Aufhänger, sich der für sie lästigen Filialen zu entledigen.
Was bei alldem vergessen wird, ist die wichtige soziale Funktion einzelner Standorte. Das Linden-Center in Neu-Hohenschönhausen beispielsweise droht ohne die dominierende Kaufhausfiliale zu veröden. Deshalb ist es gut, dass der Senat jetzt den Gesprächsfaden zum Eigner, aber auch zu den Vermietern der Filialen aufnimmt. Zugleich sollte man sich aber auch realistischerweise darauf vorbereiten, dass die Gespräche scheitern. Für diesen Fall braucht es dringend alternative Konzepte.
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