»Hermes 900« bleibt am Boden

Nach dem Crash einer Langstreckendrohne lassen EU-Agenturen israelische Luftfahrzeuge nicht mehr abheben

  • Matthias Monroy
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Grenzagentur Frontex nutzt bis auf Weiteres keine israelischen Drohnen zur Überwachung der Außengrenzen der Europäischen Union. Das schreibt die EU-Kommissarin für Verkehr, Adina Vălean, auf eine schriftliche Frage der Linkenabgeordneten Özlem Demirel. Hintergrund ist der Absturz einer Langstreckendrohne des israelischen Rüstungskonzerns Elbait am 8. Januar auf Kreta. Der Vorfall mit der »Hermes 900« ereignete sich auf der Startbahn des Flughafens Tympaki.

Erstmals nennt die Kommission nun Details zu dem Crash. Demnach habe es sich nicht um einen Absturz gehandelt, sondern um eine »harte Landung«. Sensoren der Drohne hätten zuvor »atypische Messwerte« angezeigt. Das Luftfahrzeug sei dabei von der Landebahn abgekommen, was laut einem griechischen Medienbericht zu erheblichen Schäden an der Drohne geführt habe. Die Kommission bestätigt, dass der Rumpf, Tragflächen und Sensoren beschädigt wurden, es sei aber »weder zu Todesfällen noch zu Schäden an der Landebahn« gekommen. Geflogen wurde die »Hermes 900« offenbar von Pilot*innen der Herstellerfirma Elbit.

Eine »Hermes 900« kann bis zu 30 Stunden in der Luft bleiben, im Auftrag von Frontex hat sie die griechischen Seegrenzen überwacht. Verantwortlich dafür ist die EU-Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA), die seit letztem Jahr europäischen Staaten Drohnenflüge zur Migrationsabwehr, zur Überwachung von Umweltverschmutzung oder der Messung von Emissionen anbietet. Drohnen unterschiedlicher Größe fliegen seitdem für EMSA in Bulgarien, Griechenland, Litauen, den Niederlanden, Portugal, Spanien, Frankreich und Großbritannien. Dort beobachten sie Schiffsbewegungen im Ärmelkanal.

Auch das deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat bei EMSA Drohnen angefordert. In Abstimmung mit dem Verkehrsministerium, dem das Amt untersteht, sollen damit Emissionen von Schiffen in der Nord- und Ostsee kontrolliert werden. Es handelt sich laut Ministerium um eine dreimonatige Testphase, die das Schiffsabgasmessnetz des BSH ergänzen soll. Die Behörde untersucht mit den Drohnen die Abgasfahnen vorbeifahrender Schiffe und berechnet daraus den Kraftstoffschwefelgehalt, der in Deutschland nur einen Schwefelanteil von 0,1 Prozent enthalten darf.

Als erstes Land in Europa hatte Island vor genau einem Jahr EMSA gebeten, eine »Hermes 900« am Flughafen Egilsstaðir zu stationieren. Flüge erfolgen für die dortige Küstenwache, es ist der erste längere Einsatz unter schwierigen Wind- und Wetterbedingungen für die israelische Drohne. Für die Durchführung hat EMSA die portugiesische Firma CeiiA beauftragt, die Flüge mit Drohnen verschiedener Größe für EMSA durchführt. CeiiA mietet die Drohnen und die nötige Infrastruktur bei den Herstellern, die als Unterauftragnehmer fungieren.

Laut EU-Kommission führt EMSA seit dem Absturz auf Kreta keine weiteren Flüge mit der »Hermes 900« durch. Das dort geflogene Luftfahrzeug ist zwar repariert, aber noch nicht wieder einsatzbereit. Vor weiteren Flügen will die Agentur den Abschlussbericht zur Unfallursache abwarten, allerdings ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen.

Noch in diesem Jahr will Frontex im Rahmen des Aufbaus einer europäischen Grenzschutzpolizei eigene Langstreckendrohnen im Mittelmeer stationieren und würde damit unabhängig von EMSA agieren. Die Ausdauer der Drohnen soll laut der Ausschreibung mindestens 20 Stunden betragen, Flüge sollen dabei in allen Lufträumen, bei allen Wetterlagen und zur Tages- und Nachtzeit erfolgen. Die Grenzagentur wertet derzeit mehrere Angebote aus, der Auftrag soll demnächst vergeben werden. Vermutlich hat sich auch Elbit darauf beworben, zu den härtesten Konkurrenten dürfte die ebenfalls aus Israel stammende Firma Israel Aerospace Industries mit ihrer Drohne »Heron 1« gehören.

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