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Wie Manuel Neuer in das Lied eines Rechtsextremen einstimmte
Die Sonne scheint, das Bier schäumt. Grölende Männer mit nackten Oberkörpern klatschen in die Hände: Eine Szene, die sich dieser Tage an vielen europäischen Stränden abspielen dürfte. Musikalisch sind die Hymnen dabei oft genauso schlecht, wie sie inhaltlich fragwürdig sind.
Ein Video zeigt nun auch Bayern-Torwart Manuel Neuer beim feuchtfröhlichen Singen am Strand: Gemeinsam mit seinem Torwart-Trainer und Trauzeugen Toni Tapalović sowie Gästen einer Beachbar in Dubrovnik stimmt er darauf voller Inbrunst in ein Lied der umstrittenen kroatischen Band »Thompson« ein. Der Song, »Lijepa li si« (»Du bist schön« ) soll die inoffizielle Nationalhymne rechter Kroaten sein: Eine »Liebeserklärung« an einige bis heute von Kroatien beanspruchte Teile Bosnien-Herzegowinas, der musikgewordene rechtsextremistische Traum eines groß-kroatischen Reichs.
Ob der 34-jährige gebürtige Gelsenkirchener das wusste, ist unklar. In einem Statement erklärte sein Management, er könne kein Kroatisch. Erstaunlich textsicher wirkt der viermalige Welttorhüter, der seit 2016 Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ist, dafür allemal. Gewusst haben dürfte er darüber hinaus wohl auch, dass es um die nach dem Spitznamen ihres Frontmannes Marko Perković benannte Gruppe bereits bei der WM 2018 einen Skandal gab: Nachdem bekannt geworden war, dass Perković bei der Triumphfahrt mit im offenen Bus der Kroaten gesessen und mehrere Spieler mit ihm posiert hatten. Denn die Gruppe steht schon seit Langem in der Kritik, den kroatischen Faschismus auf Konzerten verherrlicht zu haben: Vom Zeigen des Hitlergrußes bis zum Spielen eines faschistischen Ustascha-Liedes über die Tötung von Juden und Serben in kroatischen Konzentrationslagern. In mehreren europäischen Ländern wurden gegen die Gruppe bereits Einreiseverbote verhängt. Im besten Fall war es bei Neuer also pure Ignoranz.
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