Schlechte Karten

Meine Sicht über die Forderung der Gewerkschaft an die Landesbibliothek

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Berliner Zentral- und Landesbibliothek mit ihren beiden Standorten in Mitte und Kreuzberg hat fraglos nach wie vor einen beeindruckend vielfältigen Medienbestand. Vergessen scheint da fast, dass die Medienbeschaffung der Institution bereits vor Jahren in größerem Stil an den Buchhandelskonzern Hugendubel ausgelagert wurde. Die Gewerkschaft Verdi - der das Outsourcing schon damals übel aufgestoßen war - hat nun daran erinnert, dass der betreffende Vertrag mit dem Großhändler zum Ende des Jahres fristgerecht gekündigt werden kann und soll.

Die Gewerkschafter haben dabei im Kern recht. Denn natürlich ist der Aufbau des Medienbestands einer allgemeinwissenschaftlichen Öffentlichen Bibliothek auch eine öffentliche Aufgabe. Und natürlich gehört die damit zusammenhängende Buch- und Medienbeschaffung in öffentliche Hand und nicht einem profitorientierten Konzern überlassen. Was übrigens - daran darf erinnert werden - sowohl in einem Beschluss der Landes-SPD von 2018 als auch auf dem Programmzettel der Linken zur letzten Abgeordnetenhauswahl 2016 stand.

Lang, lang ist’s her. Seit ebenjener Wahl wird die in solche Entscheidungen involvierte Berliner Kulturverwaltung zwar von ebenjener Linken geleitet. Klar ist gleichwohl schon jetzt, dass die Gewerkschaft mit ihrer Forderung nach einer Enthugendubelisierung der Zentral- und Landesbibliothek auf taube Ohren stößt. Die Kulturverwaltung sieht in dieser Frage ebenso wenig Handlungsbedarf wie die Bibliotheksleitung selbst. Zur Begründung heißt es, dass die Medienbeschaffung in den Häusern ja prima laufe.

Ob dem wirklich so ist, wird sich jedoch erst Ende dieses Jahres erweisen, wenn die externe Evaluation der Hugendubel-Dienstleistung abgeschlossen ist. Dann freilich ist es zu spät, um den Vertrag zu kündigen.

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