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Ob Angriff oder Belästigung ...
Die Machtspiele im Nahen Osten gehen auf Kosten von Millionen Menschen, meint Philip Malzahn
Nachdem zuerst im iranischen Staatsfernsehen von einem »Angriff« die Rede war, ruderte man zurück und sprach nur noch von einer »Belästigung«. Wie dem auch sei: Die Annäherung zweier US-amerikanischer Kampfjets an einen iranischen Passagierjet über Syrien ist Teil eines skrupellosen politischen Armdrückens, bei dem beide Länder das Leben von Hunderten Unbeteiligten aufs Spiel setzen. Zur Erinnerung: Erst im Januar dieses Jahres hatte das iranische Militär bei einem Angriff auf US-amerikanische Militärbasen im Irak ein Passagierflugzeug der ukrainischen Fluglinie UA abgeschossen. 176 Menschen kamen ums Leben.
Washington verdächtigt seit Längerem die iranische Airline »Mahan«, an iranischen Waffenlieferungen nach Libanon und Syrien beteiligt zu sein. Wie man jedoch erkennen kann, ob sich in einem Flugzeug Waffen befinden, in dem man gefährlich annähert, bleibt ein Rätsel. Zumindest kann man erkennen, wenn Passagiere verwundert aus den Fenstern starren, weshalb man sich wohl zu einer Umkehr beschloss. Der Vorfall ist nur der jüngste in einer langen Reihe von Provokationen und Angriffen, bei denen man nur von Glück sprechen kann, dass es noch nicht zu einem direkten Krieg gekommen ist. Da wirkt die Ankündigung der iranischen Regierung, nun bei der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation sowie dem Internationalen Gerichtshof rechtliche Schritte einzuleiten, überraschend rational. Für die Millionen Menschen, die zwischen die Fronten dieser Machtspiele geraten, bleibt trotzdem kaum mehr als die Hoffnung zu überleben.
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