Regierung verspricht Impfstoff für alle

Virologe hält dies für unrealistisch

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Berlin. Die Bundesregierung erwartet bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs keine Engpässe. »Wir sind dabei, die Produktionskapazitäten in Deutschland zu erhöhen«, sagte Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) der »Bild am Sonntag«. »Wenn ein Impfstoff gefunden ist, wird jeder Deutsche, der es will, auch geimpft werden können.«

Aus der Wissenschaft gibt es Zweifel an solchen Versprechen. Der Experte Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernard-Nocht-Institut für Tropenmedizin hält die Äußerung der Ministerin für unrealistisch. »Ich verstehe nicht, wie man bei diesem hoch komplizierten Thema zu so einer Aussage kommt«, sagte der Virologe. »Das geht vollkommen an der Realität vorbei.«

Weltweit wird derzeit in mehr als 170 Projekten nach Corona-Impfstoffen gesucht. Zuletzt hatten mehrere Forscherteams vielversprechende Zwischenergebnisse veröffentlicht. Allerdings rechnen Experten mit einem marktfähigen Impfstoff frühestens im kommenden Jahr.

Schmidt-Chanasit sagte, aus medizinischer Sicht sei es extrem unwahrscheinlich, dass ein Impfstoff für sämtlich Altersgruppen von Kindern bis zu hochbetagten Senioren zugelassen werde. Hinzu kämen politische Aspekte. »Viele Staaten sichern sich schon jetzt Kapazitäten«, erläuterte der Experte unter Verweis etwa auf die USA und China. Überdies gebe es Unwägbarkeiten, wo Impfstoffe zunächst zugelassen würden. dpa/nd

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