• Kommentare
  • Aufarbeitung der G20-Proteste in Hamburg 2017

Billige Entschuldigung

Sebastian Bähr über die stockende Aufarbeitung der G20-Protesttage

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.

Sicherheitsbehörden halten sich in der Regel gerne für unfehlbar und vermeiden das Eingeständnis von Fehlverhalten. Meist funktioniert das auch ganz gut, solange Politik und Gerichte dafür Rückendeckung liefern. Ab und an sind jedoch offenbar kleine Zugeständnisse notwendig, um zumindest den passiven Herrschaftskonsens von Teilen der liberalen Milieus sicherzustellen. Gut kann man dies bei der Aufarbeitung des G20-Gipfels in Hamburg von 2017 erkennen: Nun hat sich nämlich die Landespolizei erstmals bei einem Journalisten »entschuldigt«, dem während der Proteste die Akkreditierung entzogen worden war. Mit der Geste sollte ein Rechtsstreit beigelegt werden. Ist dies aber ein Beweis für Rechtsstaatlichkeit?

Sicher nicht. Der Eingriff in die Pressefreiheit wie auch die Stigmatisierung des Medienschaffenden sind schließlich längst geschehen. Darüber hinaus: Es gibt noch 31 weitere vom Akkreditierungsentzug betroffene Journalisten, die offenbar keine Entschuldigungen erhalten haben. Genau wie Tausende Demonstranten, die von Polizisten damals unrechtmäßig verprügelt wurden. Solange die Justiz dafür keinen einzigen Beamten zur Verantwortung zieht; solange es keine Konsequenzen für die Entscheidungsträger gibt – solange bleibt jede symbolische Entschuldigung ein billiger Scherz.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.