Fidschi fischt Milliardäre

Inselstaat will die Wirtschaft wieder in Schwung bringen - mit einem ausgewählten Kreis an Touristen

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 3 Min.

Viele Pazifikstaaten verdanken ihren Erfolg beim Kampf gegen die Pandemie der frühen Schließung der Grenzen und erfolgreichen Quarantäneprogrammen für Rückkehrer. Auch Fidschi hat schnell und effektiv reagiert. Ganze 27 Infizierte wurden in dem 900 000-Einwohner-Staat bis heute regis-triert und das bei immerhin knapp 7000 Tests; eine Person starb bisher an Covid-19.

Die Wirtschaft des Inselstaates leidet dagegen stark unter den Folgen der Coronakrise. Bisher machte nämlich der Tourismussektor 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Rund 150 000 Menschen sind in der Branche tätig, die durch die Pandemie fast völlig zum Erliegen gekommen ist und sich nur sehr langsam erholt. Der Großteil der Urlauber kam bisher aus Australien und Neuseeland. Eine angedachte Reisezone dieser Länder, die unter Umständen Fidschi eingeschlossen hätte, kam bisher nicht zustande. Zu groß ist die Angst dieser großen Staaten, die die Pandemie ebenfalls gut unter Kon-trolle bekommen haben, sich erneut Infektionen in großer Zahl ins Land zu holen.

Der Premierminister von Fidschi, Frank Bainimarama, preist derweil bei jeder Gelegenheit die Erfolge bei der Pandemiebekämpfung an, will diese aber auch nicht in Gefahr bringen. Nach Monaten strenger Ausgangssperren und geschlossener Grenzen hat sich Fidschi wieder geöffnet - allerdings erst einmal nur für die Reichsten der Reichen: »Nehmen wir an, Sie sind ein Milliardär, der seinen eigenen Jet fliegt, seine eigene Insel mieten und dabei Millionen von Dollar in Fidschi investieren möchte«, schrieb er kürzlich auf Twitter. »Wenn Sie alle notwendigen gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen und alle damit verbundenen Kosten getragen haben, haben Sie möglicherweise ein neues Zuhause, um der Pandemie im Paradies zu entkommen.« Da die überschaubare Zahl der Superreichen nicht ausreichen wird, Fidschis gelähmte Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, schrieb er kurz darauf, dass das Land auch Reisende willkommen heiße, die mit dem eigenen Segelboot anreisen, vor ihrer Abreise einen Covid-19-Test bestanden und dann mindestens zwei Wochen auf See verbracht haben, bevor sie in Fidschi an Land gehen. In weiteren Tweets verkündete er, dass auch Filmproduktionen im »Hollywood des Pazifik« wieder willkommen seien, solange sie die gesundheitlichen Sicherheitsvorschriften einhalten würden.

Jetzt verkündete der Generalstaatsanwalt und Wirtschaftsminister des Landes, Aiyaz Sayed-Khaiyum, bei einem Briefing zum aktuellen Staatshaushalt, dass die erste Flugzeugladung mit »30 vermögenden Privatpersonen von einem sehr bekannten Unternehmen« eingebucht sei. Die Gäste würden in einem Privatjet anreisen und dann in ein Wasserflugzeug umsteigen, das sie zu einer Insel bringen werde, auf der sie die kommenden drei Monate verbringen würden. »Aus unserer Sicht ist dies ein Gleichgewicht zwischen dem Management unseres Gesundheitsrisikos und der Öffnung der Wirtschaft«, teilte der Minister laut dem lokalen Nachrichtenportal »Fiji Village« mit. Aus welchem Land und von welchem Unternehmen die Gäste kommen, wurde allerdings nicht verraten. Wohlhabende, die sich ihre Domizile weltweit aussuchen können, schätzen nun mal vor allem eines: Diskretion.

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