Der schwerste Schritt zum Triple

Im Viertelfinale der Königsklasse müssen die Bayern Messi stoppen

  • Klaus Bergmann, Lissabon
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Krönungsprojekt »Campeões de Lisboa« des FC Bayern startet, und es soll nicht gleich an Lionel Messi und dem FC Barcelona zerschellen. Nach engagierten Trainingstagen und einigen entspannten Sonnenstunden an der portugiesischen Algarveküste wollen die 2020 noch unbesiegten Münchner ab Freitagabend beim Finalturnier der Champions League die letzten und zugleich schwierigsten Schritte zum Triple machen: Barcelona, Manchester City und Paris Saint-Germain könnten die Krönungsstationen lauten. »Der Weg ins Finale ist steinig. Es geht zur Sache«, verkündete Bayerns Chef Karl-Heinz Rummenigge, als er am Donnerstag aus München anreiste.

Schon Barça mit Weltfußballer Messi könnte zum Stolperstein werden. Doch Trainer Hansi Flick weiß vor dem 250. Spiel der Bayern in Europas Königsklasse, wie es klappen kann: »Barcelona ist richtig gut, hat enorme Qualität. Wir müssen unsere Dinge auf den Platz bringen. Die Mannschaft weiß, dass es in einem Turnier auf die Tagesform ankommt. Wir wollen das Glück erzwingen.«

Von optimalen Tagen an der Algarve sprach der Trainer. Die Akkus seien aufgeladen. »Wir wissen, was wir für eine Chance haben. Wir sind einfach total heiß darauf, das Spiel zu spielen«, sagte Nationalspieler Leon Goretzka. Dass auch Viertelfinale und Halbfinale in nur einer Partie entschieden werden, steigert Reiz und Risiken noch, wie die Münchner Profis beim dramatischen Last-Minute-Sieg von Paris gegen Atalanta Bergamo zum Turnierauftakt als Fernsehzuschauer miterleben konnten. Die Startruppe um Neymar hatte erst mit zwei sehr späten Toren ein 0:1 zum 2:1-Sieg gedreht.

Bayern gegen Barça - das ist die Kracherpaarung im Viertelfinale. Es sind die einzigen Champions-League-Sieger im verbliebenen Teilnehmerfeld. Und der Sieger der bisherigen drei K.-o.-Duelle gewann auch stets den Titel - 2009 und 2015 Barcelona, 2013 die Bayern.

Vieles am aktuellen Münchner Team erinnert an die Triple-Bayern vor sieben Jahren unter Jupp Heynckes. 26 von 27 Partien wurden seit Dezember 2019 gewonnen. Es gab in neun Monaten nur ein 0:0 gegen RB Leipzig. Im Corona-Spielbetrieb ohne Zuschauer wurden gar zwölf Siege am Stück gefeiert. Trotzdem warnte Stürmer Thomas Müller: »Auch wenn Barça zuletzt Probleme hatte, kann alles passieren. Da kannst du die Serien vorher auch mal in die Tonne kloppen.«

Viel hängt davon ab, welcher Star den besseren Tag erwischt: Robert Lewandowski oder Lionel Messi? Mit 53 Toren in 44 Saisonpflichtspielen ist der Pole der Erfolgsgarant schlechthin. »Für mich ist er gerade der beste Mittelstürmer der Welt. Er hat alles, er spielt mit, schießt Tore, und er arbeitet für die Mannschaft«, sagte sein früherer Teamkollege Mats Hummels im Trainingslager von Borussia Dortmund.

Aber Barcelona hat nun mal Messi. Den Argentinier zu stoppen, an dieser Aufgabe sind schon viele Teams gescheitert. Auch die Bayern beim bislang letzten Duell 2015, als Messi beim 3:0 im Hinspiel zweimal die Münchner Abwehr narrte und Manuel Neuer überwinden konnte. Messi stoppen? »Das funktioniert nur als Kollektiv«, sagte Goretzka vor dem Duell. Der junge Alphonso Davies ist als direkter Gegenspieler besonders gefordert. »Aber wir wissen auch, dass es bei Barcelona noch viel mehr Stars gibt als nur Messi«, so Goretzka; zum Beispiel die weiteren Stürmer Luis Suárez und Antoine Griezmann.

Unter Trainer Quique Setién, der im Saisonverlauf Ernesto Valverde ablöste, ist Barcelona aber verwundbar. Die Katalanen gehen im Gegensatz zu den Bayern titellos ins Saisonfinale. Flicks Team strotzt dagegen nach dem Gewinn von Meisterschaft und Pokal vor Selbstvertrauen, auch wenn Trainer Flick kleine Umbauten der Startformationen vornehmen muss. Joshua Kimmich soll wohl auf der rechten Abwehrseite den zum Turnierstart noch nicht einsatzfähigen Benjamin Pavard ersetzen. Thiago und Goretzka bilden daher das defensive Mittelfeldgespann. In seinen Aussagen war Goretzka allerdings äußerst offensiv: »Schlagbar ist für uns jeder Gegner!« Auch Barcelona mit Lionel Messi. dpa/nd

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