- Kommentare
- Brasilien
Ränkespiel am Zuckerhut
Peter Steiniger über den Griff des Bolsonaro-Clans nach Rios Exekutive
Diese Art der Umverteilung ist der Schlüssel zum Reichtum: Korruption. Bei diesem Thema mit dem Finger stets auf die anderen zu zeigen, ist neben dem Fußball der brasilianische Volkssport. Immer wieder werden dort Politiker beim Klauen erwischt. Das meiste bleibt schön unter dem Teppich. Wer da dem Übel den Kampf ansagt, wird gern gewählt. Nun ist der nächste dieser Saubermänner aufgeflogen. Für brasilianische Verhältnisse geht es im Fall von Rios Gouverneur Wilson Witzel eher um Peanuts. Medial und politisch ist er schon vor dem Impeachment erledigt. Das nützt Bolsonaro, der in Rio jemanden installieren möchte, der dafür sorgt, dass die Ermittlungen zu kriminellen Geschäften gegen seinen Sohn Flávio und den ganzen Clan endgültig versanden. Witzels Vize Cláudio Castro, bei dem auch eine Hausdurchsuchung stattfand, hat den Wink verstanden.
Keine Frage, Witzel ist ein schlimmer Finger. Der evangelikale Heuchler förderte das straflose Töten der Polizei, wollte im rassistischen Drogenkrieg Dealer von Scharfschützen einfach abknallen lassen. Mit Bolsonaro war er mal dicke. Witzels Parteivorsitzender und Beichtvater, Pastor Everaldo, der nun im gleichen Korruptionsverfahren hopsgenommen wurde, tunkte Bolsonaro 2016 zur Taufe in den Jordan. Alles eine Suppe.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.