- Kommentare
- Karstadt-Deal
Fatales Signal vom Kapital
MEINE SICHT: Nicolas Šustr über den vorläufigen Sieg des Projektentwicklers Signa
Spätestens als CDU-Fraktionsgeschäftsführer Stefan Evers im Stadtentwicklungsausschuss am Mittwoch den Senat für den Deal mit Signa und Galeria Karstadt Kaufhof lobte, hätte eigentlich allen Beteiligten in SPD, Linke und Grünen klar sein müssen, dass der Koalitionsdampfer Anfang August deutlich vom Kurs abgekommen ist. 45 Millionen Euro verspricht der Kaufhauskonzern, der zum Immobilienkonzern Signa gehört, in vier bisher zur Schließung vorgesehene Filialen zu investieren. Im Gegenzug sollen Immobilienprojekte freie Fahrt bekommen, die Wertsteigerungen um Hunderte Millionen Euro für die Liegenschaften bedeuten können. Konzerngründer René Benko war schon immer Meister darin, seine Gegenüber dazu zu bringen, zu tun, was im Interesse des Milliardärs ist.
Ja, auch die Gewerkschaft Verdi lobt die vorläufige Rettung von 460 Arbeitsplätzen als »Riesenerfolg«. Wie nachhaltig diese sein wird, darüber wird man in ein paar Jahren mehr wissen. Bis zum nächsten Sanierungsplan für den Kaufhauskonzern eben.
Die Zugeständnisse bei den Bauplänen von Signa könnten in Kreuzberg und Neukölln die Gentrifizierung noch einmal deutlich vorantreiben. Sie sind jedoch auch für die Vorhaben in Mitte und Charlottenburg das klare Signal ans Kapital, dass es sich von der Politik nicht allzuviel vorschreiben lassen muss. Ein fatales Signal für eine Mitte-links-Regierung, die politischen Aufbruch verkörpern will.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.