- Kommentare
- Eintagsküken
Klöckners faules Ei
Robert D. Meyer sieht das Leid der Eintagsküken noch nicht beendet
Horst Seehofer, Ilse Aigner, Hans-Peter Friedrich, Christian Schmidt - sie alle waren im Lauf ihrer Karrieren Bundeslandwirtschaftsminister und gaben das gleichlautende Versprechen: Das millionenfache Töten männlicher Küken hat bald ein Ende! Anderthalb Jahrzehnte später gelobt nun Julia Klöckner: Diese ethisch fragwürdige Praxis ist bald vorbei. Wirklich!
Doch der Gesetzentwurf, den die Ministerin als »Meilenstein für den Tierschutz« feiert, hat nicht nur Lücken, sondern auch die Aussicht, dass sich am Ausmaß des Tierleids wenig ändert. Ab Januar 2022 sind Geschlechtertests schon im Ei verpflichtend, zwei Jahre lang allerdings in einem Stadium erlaubt, in dem der Embryo bereits Schmerzen spürt. Wenn auch das 2024 verboten ist, bleibt ein noch größeres Problem: Die Regelung gilt nur in Deutschland. Wenn es sich also auch nur im 1-Cent-Bereich für die Agrarindustrie rechnet, werden Eier in Zukunft verstärkt aus dem EU-Ausland in den Supermärkten stehen. Was der Ministerin dazu einfällt? Die Verbraucher sollen die Qualtierprodukte im Regal liegen lassen. Letztendlich wird die Verantwortung also wieder auf den Einzelnen abgewälzt.
Ein Körnchen Wahrheit steckt aber dahinter: Eier sind für die Ernährung nicht wichtig. Sie wegzulassen schadet nicht, rettet aber Hühnerleben.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.