Verzicht bleibt Verzicht

Hans-Gerd Öfinger über den Tarifabschluss bei der Bahn

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 1 Min.

Dass die breite Dankbarkeit für den aufopferungsvollen Einsatz systemrelevanter Berufe im Corona-Lockdown nur heiße Luft war, bekommen jetzt auch die Eisenbahner zu spüren. Sie hielten ab Mitte März den Verkehr aufrecht und beförderten Güter sowie alle, die nicht im Homeoffice bleiben konnten. Nun erwartet sie 2021 eine zehnmonatige Nullrunde, bevor eine Lohnerhöhung um magere 1,5 Prozent folgt. Demgegenüber waren die letzten Lohnzuwächse mit 3,5 und 2,6 Prozent geradezu üppig.

Das auch mit der Bundesregierung abgestimmte Entgegenkommen der Bahn ist bei näherer Betrachtung ein aus der Not geborenes Muss. Angesichts der Überalterung des Personals - viele gehen in den kommenden Jahren in Rente - bleibt dem Vorstand nichts anderes übrig, als die Einstellungsoffensive fortzusetzen und erfahrene Eisenbahner zu halten. So sind nun auch befristete Freistellungen für Kinderbetreuung und Pflege möglich. Zudem kommt der Bund nicht umhin, gegen den Verkehrskollaps hohe Milliardensummen für die jahrelang vernachlässigte Bahninfrastruktur auszugeben. Dies ist ja auch Teil des längst beschlossenen Konjunkturprogramms. Dies alles wiegt das Lohnopfer der Beschäftigten überhaupt nicht auf. Verzicht bleibt Verzicht.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.