- Politik
- Roland Tichy
Überfällig
Nach sexistischem Artikel: Roland Tichy gibt den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung ab
Zwar war Tichys Vorsitz in den vergangenen Jahren immer wieder kontrovers diskutiert worden. Den Stein ins Rollen gebracht hat nun aber Dorothee Bär (CSU). Am Mittwoch hatte die Staatsministerin für Digitales ihre Mitgliedschaft in der Stiftung gekündigt, nachdem auf Tichys Portal »frauenverachtende und in höchstem Ausmaß sexistische Äußerungen« (Bär) über die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) veröffentlicht worden waren. In einem Artikel hieß es, Cheblis einziger Pluspunkt gegenüber Michael Müller (SPD) sei ihr G-Punkt. Beide wollen im selben Berliner Wahlkreis kandidieren.
Dem Beispiel Bärs waren am Mittwoch mehrere Unions-Politiker gefolgt, darunter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sowie der Vorsitzende der Mittelstandsunion Carsten Linnemann.
Nun ist Tichy, der 1955 in Bad Reichenhall geboren wurde und lange Chefredakteur der »Wirtschaftswoche« war, also raus aus der konservativen Stiftung, die sich seit 1967 für die Soziale Marktwirtschaft einsetzt und deren Vorsitzender er seit 2014 war. Von den Grundhaltungen der Stiftung habe er sich schon zuvor verabschiedet, sagen Kritiker. Und tatsächlich: War Tichy einmal der Prototyp des neoliberalen Konservativen, der in einem Buchtitel sogar »Ausländer rein!« gefordert hatte, scheint er seit 2016 vor allem rechtspopulistische Merkel-Gegner anzusprechen zu wollen. Inzwischen steht er weit rechts außen.
Chebli kommentierte die Causa auf Twitter so: »Der Rücktritt von Tichy vom LES-Vorsitz war längst überfällig, aber er löst natürlich nicht das Riesenproblem, das wir mit Sexismus haben. Deshalb: Lasst uns auch künftig alle niemals schweigen!«
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.