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Runder Tisch geht nicht im Knast
Stephan Fischer über das »Dialogangebot« Lukaschenkos in Belarus
Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn als Farce: Dieses Marx’sche Diktum mag einem derzeit zu Belarus in den Sinn kommen. Während in Deutschland 30 Jahren Einheit gedacht wird, vollzieht sich beim östlichen Nachbarn der EU auch eine »Wende«. Während die Opposition, ausgelöst durch den Wahlbetrug im August, unbeirrt seit nunmehr neun Wochen auf die Straßen mobilisiert, ist der Kurs Alexander Lukaschenkos irrlichternd - hoffentlich findet er noch einen guten, unblutigen, Ausgang.
Während am Sonntag wieder Polizei und Sicherheitskräfte auf den Straßen drohten und gegen Demonstranten vorgingen, saß Lukaschenko bereits am Sonnabend im Gefängnis - nicht als Gefangener, sondern, um mit inhaftierten prominenten Oppositionellen eine Art »Dialog« zu beginnen. Runde Tische waren in der Wendezeit nicht nur in der DDR eine befriedende politische Methode, gesellschaftliche Transformationen gewaltfrei zu organisieren - die Methode wird allerdings zur Farce, solange einige Teilnehmer politische Gefangene sind. Lukaschenko selbst ist längst Gefangener seiner Situation. Will er seinen immer näher rückenden Machtverlust einigermaßen überstehen, muss er schleunigst wirklichen Dialog suchen. Ohne Gewalt auf den Straßen. Und nicht im Gefängnis.
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