Aus Frankfurt in die weite Rugbywelt
Der 19-jährige Anton Segner hofft, eines Tages in Neuseelands Nationalmannschaft zu spielen
Anton Segner hinterließ gleich mit seiner ersten Aktion als Rugbyprofi Eindruck. Gerade eingewechselt, leitete sein souveräner Ballgewinn an der Gasse den entscheidenden Versuch durch Tongas Nationalspieler Fetuli Paea ein. Wenig später hatte Titelverteidiger Tasman Mako gegen die Southland Stags 47:10 gewonnen, und mittendrin feierte auch ein 19 Jahre alter Frankfurter, der seinem Traum von einem Einsatz für die legendären All Blacks soeben ein Stück näher gekommen war.
»Wir haben die ganze Woche daran gearbeitet, unsere Rollen einzustudieren. Jetzt fühle ich mich gut, auf jeden Fall«, sagte Segner nach seinem gelungenen Debüt für das Team aus Neuseelands Küstenstadt Nelson. Beinahe hätte er sogar selbst noch für Punkte gesorgt, spielte dann aber doch ab. Das sei schließlich »klar, wenn der Kapitän ruft und neben mir frei ist, um zum Versuch einzulaufen«, sagte Segner. Jener Nebenmann war immerhin der Nationalspieler David Havili, den er mit einem präzisen Pass freispielte. Die Abwehr hatte sich auf Segner konzentriert.
Im fernen Neuseeland ist der Deutsche mit seinen inzwischen raspelkurzen blonden Haaren so etwas wie ein Exot, auch wenn er körperlich mit seinen 1,90 m und 110 Kilo längst aufgeholt hat. Als Neunjähriger hatte er beim SC Frankfurt 1880 seine Liebe zum Rugby entdeckt, mit 15 Jahren schickte ihn sein neuseeländischer Trainer Tim Manawatu nach Nelson, wo er ein College-Stipendium bekam.
Jener Manawatu saß nun auch im Trafalgar Square Stadion auf der Tribüne, als Segner sein Debüt gab. »Ja, Tim war da. Es ist gut, ihn zu haben. Er ist wie ein zweiter Vater für mich«, sagte Segner, dessen Familie weiterhin im 18 000 Kilometer entfernten Deutschland lebt.
Bei Tasman Mako, bekannt nach einer Haiart, will Segner nun Erfahrung sammeln und seine Trainer überzeugen. Zum Saisonbeginn hatte er einen Zweijahresvertrag beim mit Starspielern gespikten Titelverteidiger des Mitre10-Cups unterschrieben. Der Wettbewerb ist der höchste im neuseeländischen Rugby. Dennoch musste er bis zum 7. Spieltag auf sein Debüt warten.
Segners großer Traum bleibt aber ein Einsatz für die All Blacks. Für die U18-Auswahl der Nationalmannschaft lief er bereits vor 10 000 Zuschauern auf und machte auch beim Haka mit, dem rituellen Kriegstanz vor Spielbeginn. »Ich stand mit den anderen weißen Jungs in der letzten Reihe. Es war krass, dort dabei zu sein«, so beschrieb er es später. Der nächste Schritt wäre für ihn folglich ein Einsatz für die »großen« All Blacks. Um spielberechtigt zu sein, muss Segner fünf Jahre im Land leben und darf sich höchstens sechs Wochen pro Jahr im Ausland aufhalten. Der Wechsel der Staatsbürgerschaft ist nicht nötig. »Mein Fokus ist es, der beste Sportler zu werden, der ich sein kann«, sagt er: »Und wenn das bedeutet, es zu den All Blacks zu schaffen ...«SID/nd
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