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Die blutige Saat geht weiter auf
Peter Steiniger zur neuen Anschlagsserie in Frankreich
Erneut trifft Frankreich islamistischer Terror. Ausländerfeinde machen eindimensional Ausländer, andere den Kulturclash verantwortlich, den Gutmenschen blauäugig nicht sehen wollten. Vom Himmel fallen die furchtbaren Taten nicht: Anschläge politisch-religiöser Fanatiker nach dem Vorbild des Mordes an dem Lehrer Samuel Paty waren in diesen Tagen zu erwarten, doch kaum zu verhindern. Die Feindschaft zwischen Paris und Ankara, das von einer Satirezeitschrift mit neuen Mohammed-Karikaturen ins Feuer gegossene Öl haben das Klima weiter aufgeheizt. Führer in der islamischen Welt nutzen dies, um aufzustacheln, um den Massen in äußeren Feinden für Wut und Ohnmacht ein Ventil zu bieten.
Es ist gut, dass Frankreich gegen Glaubenskrieger das Prinzip des Laizismus hochhält. Auf seine Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit kann es stolz sein. Nur, die Wirklichkeit ist eine andere. Demütigungen sind für Einwanderergruppen in Frankreich Alltag. Die soziale Entmischung und gescheiterte Integration, für das die Banlieues Sinnbild sind, sind ein hausgemachtes politisches Problem. Mit Ignoranz wurde für die Radikalisierung Perspektivloser der Boden bereitet. Diesen nutzen islamistische Agitatoren nur zu gern. Die postkoloniale Arroganz, mit der Paris bis heute vor allem in Afrika schaltet und waltet, lässt dort alte Feindbilder nicht verblassen. Frankreich steht dabei nicht allein. Nach dem Wegfall des Gegenspielers im kalten Krieg füllte die islamische Welt die Lücke, wurde zum Schlachtfeld und zu Hollywoods Schreckgespenst. Den realen Schrecken verbreiten die Erben »islamischer Freiheitskämpfer« im Dienst des Westens. Die Gefahr des Terror ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung - allerdings stammt die nicht von Mohammed.
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