Harter Corona-Lockdown in Österreich

Keine Anzeichen für Lockerungen in Deutschland vor neuem Gipfel - weiterhin hohe Infektionszahlen

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Wien. »Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel«: Mit dieser Begründung hat Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz am Wochenende einen neuen harten Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr sowie Schul- und Geschäftsschließungen verkündet. Grund sind die weiter ungebremst steigenden Infektionszahlen trotz eines vor zwei Wochen verhängten Teil-Lockdowns samt nächtlicher Ausgangssperre. »Treffen Sie niemanden. Verbringen Sie die Freizeit ausschließlich mit den Menschen, mit denen Sie auch im Haushalt leben«, appellierte Kanzler Kurz bei der Bekanntgabe der Beschränkungen, die ab Dienstag gelten und bis zum 7. Dezember befristet sind. Mit den Maßnahmen sollen die Infektionszahlen gesenkt und Weihnachten gerettet werden. Österreichs Regierung will zudem Corona-Massentests bei Teilen der Bevölkerung durchführen.

Gemessen an der Einwohnerzahl hat Österreich laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA weltweit derzeit die höchste Rate an gemeldeten Corona-Neuinfektionen. Die Verschärfung der Maßnahmen sei auch deshalb notwendig, weil Infektionsketten immer schlechter nachverfolgt werden könnten, sagte Kurz bei einer Pressekonferenz in Wien. Mehr als drei Viertel der Neuinfektionen könnten von den Behörden nicht mehr zurückverfolgt werden.

In Deutschland gibt es derweil unmittelbar vor dem nächsten Corona-Gipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten keine Anzeichen für eine Lockerung der vorerst bis Ende November geplanten Einschränkungen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte gegenüber Medien, zur Zwischenbilanz des Teil-Lockdowns gehöre, »dass die Infektionszahlen nach wie vor viel zu hoch sind«. Merkel warnte erneut vor einem harten Winter.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichte am Sonntag 16 947 Neuinfektionen, am Samstag waren es 22 461 Neuinfektionen. Im Vergleich zum Wochenende vor einer Woche gab es damit zwar nur geringfügig mehr Fälle, ein Rückgang ist aber trotz des mittlerweile fast zwei Wochen dauernden Teil-Lockdowns noch nicht erreicht.

Altmaier sagte, die aktuellen Zahlen seien sogar sehr viel höher als vor zwei Wochen. »Trotz aller Anstrengungen ist eine Wende zum Besseren noch nicht erreicht.« Für das Öffnen von Restaurants und Kinos sieht der Minister aktuell »wenig Spielraum«. Ziel müsse es sein, die Infektionswelle nachhaltig zu brechen. »Einen Jo-Jo-Shutdown mit ständigem Öffnen und Schließen der Wirtschaft können wir uns nicht leisten.« Der Wirtschaftsminister rechnet damit, dass sich die Deutschen noch weit über den Dezember hinaus einschränken müssen.

In mehreren Städten gingen am Wochenende Demonstranten gegen die Coronamaßnahmen der Regierung auf die Straße. In Frankfurt am Main löste die Polizei eine Kundgebung von »Querdenken« auf und ging mit Wasserwerfern gegen Blockaden von Gegendemonstranten vor. nd/Agenturen

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