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Namen und Gesichter, die uns mahnen

  • Lesedauer: 2 Min.

Adler, Bachner, Bauernfreund, Bebelski, Bergmann, Eisenbac, Gelbwachs,Glaser, Goldberg, Krakauer, Kupfermann, Landmann, Lemberger, Sauerteig, Spielmann, Sternberg, Stieglitz, Trembski, Weinstock, Wolf, Zeisler ... So viele Namen, so viele mörderisch beendete Leben, vereitelte Lebensträume. Die Topographie des Terrors in Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur an die Täter, sondern auch an die Opfer zu erinnern. Eine Ausstellung und ein ausführlicher Begleitband gibt den ermordeten Juden von Tarnów im deutsch besetzten Polen Name, Gesicht und Würde wieder. Dies verdankt sich einem perfiden Fund, der durchaus als »ein glücklicher Umstand« zu bezeichnen ist. Margit Berner entdeckte einen einzigartigen Bildbestand, der in den 80er Jahren ins Wiener Naturhistorische Museum gelangte, aus dem Nachlass einer gewissen Maria Kahlich, 1970 verstorben. Die Mitarbeiterin am Anthropologischen Institut der Universität Wien von 1938 bis 1945 hatte sich mit erbbiologisch-anthropologischen Untersuchungen in den Dienst der NS-»Rassenhygiene« gestellt. Mit ihrer Kollegin Elisabeth Fliethmann und dem Fotografen Rudolf Dodenhoff hat sie 1942 insgesamt 565 Männer, Frauen und Kinder aus 106 Familien im Ghetto Tarnów registriert; mit Fotos, Lebensdaten, »Schädelvermessungen« bis hin zu Fingerabdrücken erfasst. Ihre »Studien« sollten die »rassische Minderwertigkeit« ostgalizischer Juden beweisen und somit deren Ermordung legitimieren. Fast alle der hier erfassten Menschen waren wenige Wochen oder Monate danach tot. Umso erschütternder dieser Band: ein Nekrolog, der zugleich Mahnung ist, den Anfängen zu wehren.

Margit Berner: Letzte Bilder. Die »rassenkundliche« Untersuchung jüdischer Familien im Ghetto Tarnów 1942/ Final Pictures (dt./engl.). Hentrich & Hentrich, 292 S., geb., 39 €.

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