»Eine gute Anlage ist das A und O«

Wissenschaftsredateur Steffen Schmidt meint: Die CD hat Klangvorteile gegenüber der Schallplatte

Steffen, manche Streitfragen haben etwas Religiöses: Star Wars oder Star Trek zum Beispiel, Dortmund oder Schalke ebenfalls. Musikfans indes streiten darüber, was besser klingt: LP oder CD. Was ist deine Antwort?
Der wichtigste Unterschied ist, dass die Schallplatte die auf ihr gespeicherten Aufnahmen nicht so originalgetreu wiedergibt wie die CD. Die LP hat einen geringeren Abstand vom Rauschen als der Silberling. Das heißt: Die leiseste und die lauteste Stelle liegen höchstens 60 Dezibel auseinander. Bei der CD liegt der Wert theoretisch bei 96 Dezibel. Das ist zumindest bei Klassik oder Jazz ein großer Klangvorteil.

Welche Rolle spielt die Musikanlage?
Eine große. Die schwächsten Glieder bei einer digitalen Wiedergabe sind die Lautsprecher sowie die Verstärker. Bei der Schallplatte gibt es zusätzlich zwei andere Schwachstellen: den Plattenspieler und sein Abtastsystem – und da vor allem die Nadel.

Steffen Schmidt
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.

Wenn bei dem Plattenspieler der Tonabnehmer für den Klang so wichtig ist, welche Rolle spielt beim CD-Player der Laser?
Keine. Beim CD-Spieler besteht die Gefahr, dass die Lasereinheit verschmutzt und dann CDs nicht mehr liest. Dann kann der Player auf den Müll.

Es gibt also keine »guten« oder »schlechten« Laser?
Nein, der wesentliche Unterschied liegt in der Elektronik. Auf der CD liegt die Musik ja als digitales Signal aus lauter Bits, und das muss wieder in ein analoges Signal umgewandelt werden. Das Ohr hört ja nur die Schallschwingungen, die der Lautsprecher ausgibt, und die sind analog. CD-Spieler unterscheiden sich durch ihre Digital-Analog-Wandler. Diese können – je nach Qualität – jede Menge Unsinn machen.

Schallplatten-Fans sagen, die LP habe einen warmen Klang, die CD dagegen klinge steril. Was ist da dran?
Die Schallplatte kommt in der Praxis meist nicht über eine Frequenz von 15 000 Hertz. Höhere Töne sind vor allem das Knistern und bestimmte Verzerrungen. Die werden möglicherweise als warm empfunden.

Warum boomt der LP-Markt, wenn es nicht der Klang ist, der Platten attraktiv macht?
Will ich nur einzelne Hits hören, dann tut es auch ein Streaming-Dienst, deren Verkäufe zugenommen haben. Wenn ich aber etwas zum Anfassen haben will, dann macht eine Schallplatte schon durch ihr großes Cover mehr her als eine CD oder eine Musiksammlung im Computer.

Irgendjemand hat mir mal gesagt, man soll LPs nicht aufeinanderstapeln. Stimmt das?
Klar. Die wiegen ja einiges. Wenn man viele Vinylscheiben übereinanderstapelt, dann kommen die unteren unter Druck. Und wenn die Rillenränder sich verformen, hat das natürlich Auswirkungen auf den Klang.

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