Schlag gegen rechte Umsturzplaner

Bei Razzien in Österreich und Deutschland wurden Waffen, Munition und Sprengstoff sichergestellt

Ein »massiver Schlag« gegen die rechte Szene ist Ermittlern gelungen. So sagte es jedenfalls der österreichische Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Samstag in Wien. Bei Durchsuchungen in Österreich wurde nach seinen Angaben ein riesiges, für Rechtsradikale bestimmtes, Waffenarsenal sichergestellt. In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Österreich wurden mehrere Verdächtige festgenommen. Mit den Waffen sollte »möglicherweise eine rechtsradikale Miliz« in Deutschland aufgebaut werden.

Fünf Personen wurden in Österreich festgenommen, das bayerische Landeskriminalamt (LKA) bestätigte auf Nachfrage der Deutschen Presseagentur eine Festnahme im Osten des Freistaats bereits am vergangenen Mittwoch. Ein weiterer Verdächtiger sei am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen festgenommen worden, bestätigte das dortige Landeskriminalamt in der Nacht zum Sonntag.

Auslöser der Razzien war ein Hinweis des bayerischen LKA auf einen bevorstehenden Drogentransport aus dem Rheinland in Richtung Bayern gewesen. Der mutmaßliche Kurier sei in Passau festgenommen worden. In seinem Auto hätten sich 23 Kilogramm Amphetamin befunden, hieß es in Düsseldorf. Bei anschließenden Durchsuchungen in Duisburg, Düsseldorf und Velbert hätten die Ermittler darüber hinaus noch weitere 1,8 Kilogramm Marihuana und 50 Gramm Kokain sichergestellt, hatte das LKA mitgeteilt. Der Beschuldigte aus NRW sei einem Haftrichter in Duisburg vorgeführt worden.

Eine Drogenlieferung aus Deutschland im Oktober habe die Polizei zu dem Netzwerk geführt, teilten die österreichischen Ermittler mit. Mit Erlösen aus dem Drogenhandel seien die gefundenen Waffen gekauft worden. Hauptverdächtiger sei ein 53-jähriger vorbestrafter Österreicher, der mit mehreren Mittätern den Handel aufgezogen haben soll.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sei über die Ermittlungen informiert und habe sich im Gespräch mit Nehammer »zutiefst schockiert« gezeigt, hieß es aus Österreich. »Die Behörden stehen im engsten Kontakt«, bestätigte eine Sprecherin des Innenministeriums am Samstag. »Wir nehmen die Situation sehr ernst. Die Tat und die Tathintergründe müssen jetzt restlos aufgeklärt werden.«

Nach Angaben der österreichischen Behörden wurden über 70 automatische und halbautomatische Schusswaffen, Handgranaten, Wehrmachtsgegenstände wie Säbel und Helme sowie Munition im sechsstelligen Bereich sichergestellt. Bei den Waffen handelt es sich laut dem Chef der Bundespolizei Österreichs, Gerhard Pürstl, um einen der »größten Funde der letzten Jahrzehnte«.

Bei einer Hausdurchsuchung am Mittwoch stellten die Ermittler nach eigenen Angaben Maschinenpistolen und Sturmgewehre samt Munition sicher. Bei einer weiteren Durchsuchung am Donnerstag sei ein Container mit Waffen, Munition und Sprengstoff gefunden worden. In einer Lagerhalle in Niederösterreich hätten die Ermittler am Freitag dann noch einmal rund 100 000 Schuss Munition und zahlreiche Langwaffen entdeckt.

»Alles, was wir sichergestellt haben, würde hier gar nicht hineinpassen«, sagte Pürstl während der Pressekonferenz. Es handele sich um »schweres Gerät, mit dem man sehr, sehr viel Schaden anrichten« könne, so der Polizeichef weiter. Mit dpa

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