Permakultur ist ein Friedensprojekt

Julious Piti über seinen Ansatz, Wüste in Lebensraum zu verwandeln

  • Lesedauer: 3 Min.

Sie haben Permakultur-Projekte in Simbabwe, Tansania, Uganda und Malawi gegründet. Was bedeutet Permakultur für Sie?
Julious Piti: Permakultur ist die Entstehung von etwas Neuem ohne Zerstörung von dem, was bereits da ist. Aber es ist mehr, als nur eine Art zu produzieren, es ist ein politisches, soziales und wirtschaftliches Wertesystem, das alle Lebewesen respektiert. Permakultur beruht darauf, Ressourcen zu teilen und für die Erde und füreinander zu sorgen.

Eines der größten Probleme in Simbabwe ist die Trockenheit. Was sind die Ursachen?
Die extreme Trockenheit ist neu. Wir, die Menschen, sind verantwortlich dafür: Wir haben den Wasserkreislauf aus seinem natürlichen Rhythmus gebracht. Das Land ist durch Überweidung und nicht nachhaltige Landwirtschaft erschöpft. Die Böden sind so hart, dass Regenwasser nicht versickert, sondern die oberen Bodenschichten wegschwemmt. Ohne Grundwasser verdursten die Pflanzen, Tiere sterben und Wüsten entstehen.

Julious Piti
... ist Direktor der simbabwischen Nichtregierungsorganisation PORET. Über den Ansatz der Permakultur sprachen mit ihm Anne Schlüter und Jonathan Dümchen vom Weltfriedensdienst.

Warum fehlt der Regen?
Ein zentraler Grund ist die massive Abholzung des Regenwaldes durch russische und chinesische Konzerne in Mosambik, unserem Nachbarland auf der anderen Seite der Berge. Über dem Wald bilden sich Wolken und regnen bei uns ab. Wenn wir die Konzerne nicht stoppen, wird es in Simbabwe bald gar keinen Regen mehr geben - das ist Selbstmord. Die Regierungen in Afrika müssen endlich verstehen: Am Ende des Tages führen solche Investitionen oft nicht zur erhoffen Verbesserung der Lebensumstände, sondern dazu, dass die Menschen noch mehr leiden.

Welche Rolle spielen Land- und Wasserraub?
Die Regierung verkauft das Land an ausländische Investoren, die rücksichtslos das Wasser aus den Flüssen und Seen abpumpen und das Land mit Pestiziden vergiften. Für die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die das Wasser zum Überleben brauchen, bleibt nichts mehr übrig. Sie kennen ihre Rechte nicht und können sich nicht gegen die großen Konzerne wehren. Der globale Klimawandel verschlimmert alles noch zusätzlich.

Wie hilft Permakultur gegen die Trockenheit?
Permakultur regeneriert die Böden. Während herkömmliche Landwirtschaft mit Chemikalien das Leben im Boden tötet, arbeitet Permakultur mit den Bodenorganismen zusammen. Das ist wichtig für die Bodenfruchtbarkeit und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Boden das Wasser speichern kann. Wir pflanzen Bäume auf den Feldern. Wir heben Sickergräben an den Hängen aus, in denen sich der Regen sammelt und die umliegenden Felder versorgt.

Sie sagen, Permakultur sei mehr als eine Anbauweise. Was meinen Sie damit?
Niemand kann alles wissen, das ist eines der Prinzipien von Permakultur: Es geht immer darum, Wissen zu teilen. Zum Beispiel tauschen die Kleinbauern und -bäuerinnen auf den »Field Days« ihre Erfahrungen aus und prämieren die besten Ernteerfolge. So lernen sie voneinander, und die Familien beginnen sich zu vertrauen. Ein anderes Prinzip ist, dass sich alle Mitglieder der Gemeinschaft beteiligen. Die Kinder in unserem Projekt-Kindergarten lernen schon früh einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Die Frauen werden bei der Kinderbetreuung unterstützt und können innerhalb der Gemeinschaft eine aktive Rolle einnehmen. Viele unserer Permakultur-Trainer sind Frauen. Es geht darum, dass jeder seinen kleinen Teil zu einem größeren Ganzen beiträgt. Letzten Endes ist Permakultur ein Friedensprojekt.

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