Dauerbaustelle Raubkunst

Ulrike Wagener über die Eröffnung des Humboldt Forums

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit dem Berliner Humboldt Forum verhält es sich ähnlich wie mit dem Flughafen BER. Beide wurden in den 90ern geplant, verschlangen Unsummen Geld und stehen nun bei ihrer Eröffnung seltsam anachronistisch da. Die großangelegte Schlossattrappe bleibt in der aktuellen Pandemielage unbegehbar. Kritiker*innen fordern bereits die, quasi abermalige, Sprengung des Baus, andere haben mit Barazani.berlin zumindest virtuell ein alternatives »Forum Kolonialismus und Widerstand« eingerichtet.

Zwar schweigt das Humboldt Forum nicht mehr zu den geraubten Objekten aus der Kolonialzeit. Doch immer noch gilt: So viel ignorieren wie möglich, so weit bewegen wie nötig. Wenn Kulturstaatsministerin Monika Grütters behauptet, in dem Museum werde nicht die eigene Weltanschauung in den Mittelpunkt gestellt, »sondern die der Kulturen Afrikas, Amerikas, Asiens und Ozeaniens«, kann das nur verwundern. Erst vergangene Woche erklärte der nigerianische Botschafter in Deutschland, Yusuf Tuggar, man habe die Rückgabe von Kunst aus Nigeria gefordert. Darunter fallen auch die berühmten Benin-Bronzen, die ab 2021 ein Kernstück des Humboldt Forums werden sollen. Auch wenn das Gebäude nun keine Baustelle mehr ist - die Debatte um seine Sammlungen wird noch lange eine bleiben.

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