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Viel Risiko für wenig Erbauung
Jana Frielinghaus über Weihnachtsgottesdienste im Lockdown
Den Kirchenleuten ist nur das zur Begründung der Notwendigkeit von Präsenzgottesdiensten eingefallen: Manche Menschen seien so einsam, dass sie nirgends sonst andere treffen würden. Mit diesem Argument verteidigen sie das Privileg, mitten im Lockdown Veranstaltungen abhalten zu dürfen.
Dagegen mussten Theater und Konzerthallen trotz mindestens gleichwertiger Hygienekonzepte, wie sie die christlichen Verbände einzuhalten geloben, schon Anfang November wieder schließen. Die Infektionszahlen sind seither trotzdem weiter nach oben gegangen.
Angesichts dessen ist die Ungleichbehandlung von Kultur- und Kultstätten absurd. Dennoch weisen Politiker der C-Parteien jede Verbotsforderung zurück, auch aus anderen Parteien ist keine zu vernehmen. Das zeigt die Macht der Kirchenlobby ebenso wie die nochmals ausgeweiteten Möglichkeiten, Gottesdienste in den öffentlich-rechtlichen Sendern zu übertragen.
Dabei liegt deren Niveau oft kaum über jenem in einer beliebigen Dorfkirche. Vom Geist des Rebellen Jesus, seinem Einstehen für die »Geringsten«, ist da selten etwas zu spüren. In den nur an Heiligabend vollen Kirchen geht es um sakrale Petersilie für ein Fest der Völlerei und des Konsums, inklusive Ablass in Form der Kollekte für Hilfsprojekte. Die Kirchen liefern das gern.
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